Gelsenkirchen. . Im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid werden vier weitere Kindertagesstätten aufgegeben. Gekita übernimmt auch pädagogisches Personal.

30 evangelische Kindergärten gab es im Kirchenkreis Gelsenkirchen/Wattenscheid vor gut einem Jahrzehnt. 22 sind es aktuell, vier weniger werden es zum nächsten Kindergartenjahr. Und in wenigen Jahren, rechnet Superintendent Rüdiger Höcker werden „acht an neun Standorten“ bleiben. Der Grund für den rapiden Abbau: die Finanzen.

Kibiz, das Kinderbildungsgesetz mit seinen baulichen Vorgaben für eine Kita und der Finanzierung über Kindpauschalen hat (nicht nur) die evangelische Kirche an ihre Grenzen gebracht „Es ist für uns nicht zu finanzieren. Egal, wie viel wir nachschieben, es reicht nie“, sagt Christiane Wegers, die Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft.

Als so genannter reicher Träger schultert die Kirche in Gelsenkirchen zwölf Prozent Eigenanteil (die AWO zahlt 9 Prozent, Elterninitiativen 3 Prozent). 2008 hat der Kirchenkreis beschlossen, jedes Jahr zehn Prozent seiner Einnahmen zur Kindergartenfinanzierung bereit zu stellen. Doch diese rund 1 Million Euro reichen nicht aus, um den Eigenanteil an den Betriebskosten zu stemmen. Die gezahlten Kindpauschalen werden zwar pro Jahr um etwa 1,5 Prozent angehoben. Das sei zu wenig, sagt Höcker. Er hofft dringend auf Nachbesserungen durchs Land und wünscht sich entsprechenden politischen Druck. „Allein schon durch unsere Tarifsteigerungen liegen wir mittlerweile 7 Prozent über dem Ausgangsniveau. Das trifft natürlich auch andere Träger.“

Kein Platz für nötige Umbauten

Ein weiterer Knackpunkt: Viele der oft in den 1960er Jahren gebauten aktuell 22 Kindergärten (davon sechs in Wattenscheid) erfüllen die mit Blick auf Kibiz nötigen Vorgaben nicht, Hier fehlen Räume für den Mittagsschlaf der Kinder, zum Wickeln, für Elterngespräche. Und für den Umbau fehlt wiederum: Geld. „Wir wissen nicht mehr, woher wir das nehmen sollen. Wir kämpfen auf allen Ebenen, damit wir mit unseren Einnahmen auskommen“, so Höcker.

Die Kirche trennt sich daher als Träger von vier Kitas in Rotthausen, Ückendorf, Bulmke und Resse. Sie werden zum 1. August 2016 städtisch und gehen in die Trägerschaft der Gekita, der Gelsenkirchener Kindertagesstätten über. Die Stadt wird auch das pädagogische Personal im Zuge des Betriebsübergangs mit allen Rechten und Pflichten übernehmen. „Es ist uns wieder gelungen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten“, sagt Höcker. Für Reinigungs- oder Hauwirtschaftskräfte sollen sich in anderen Einrichtungen Job-Angebote finden. Auch die meisten Eltern hätten Verständnis gezeigt, einige haben aber auch „Beschwerdebriefe geschrieben.“

Viergruppige Einrichtungen, heißt es, ließen sich perspektivisch wirtschaftlich betreiben. Doch gerade die hat der Kirchenkreis kaum. Unter den Kitas, die bleiben, soll es entsprechend große Neubauten – finanziert mit Investoren über ein Mietmodell – geben. In Wattenscheid steht der Baustart 2016 an, in Schalke und Middelich rechnet Höcker in zwei bis vier Jahren mit Kita-Neubauten.

Die vier betroffenen Einrichtungen:

In Trägerschaft der Stadt gehen zum Kindergartenjahr 2016/17 folgende Einrichtungen für Kinder von zwei bis sechs Jahren über: Rotthausen, Schonnebecker Straße 21, zwei Gruppen mit 45 Kindern; Ückendorf, Kindergarten Sonnenschein, Flöz Sonnenschein 60, zwei Gruppen, 40 Kinder; Bulmke, Kindergarten Anderland, Hertastraße 38, drei Gruppen, 65 Kinder; Resse, Paulus-Kindergarten Wortmannshof 6, Resse, zwei Gruppen, 45 Kinder.

Betroffen sind insgesamt 29 pädagogische Kräfte in den Einrichtungen. Für sie gilt der Betriebsübergang zum 1. August 2016.