Gelsenkirchen. Straßen NRW, die ein Unternehmen mit der Baumfällung am Gelsenkirchener Nordring beauftragt hat, droht jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren.

Es ist hell geworden am Nordring. Zwischen der Buschgrundstraße und dem Forstweg in Scholven hat die Firma Holthenrich im Auftrag von Straßen.NRW auf der rechten Straßenseite in Richtung Gladbeck Bäume gefällt.

„Auf einer Breite von drei bis fünf Metern wurde am Straßenrand abgeholzt, was sich nicht in Sicherheit bringen kann“, kommentiert Karl Henke, für B90/Die Grünen in der Bezirksvertretung Nord. „Bäume mit einem Durchmesser von 60 Zentimeter und weniger und alles Straßenbegleitgrün bleiben auf dieser Breite auf der Strecke. Turmhoch wird das Holz am Rande der Straße aufgeschichtet“.

Als Sündenbock missbraucht

Vor gut einer Woche ist das landwirtschaftliche Lohnunternehmen in Gelsenkirchen angerückt. Und ja: Die Mitarbeiter haben alles gefällt, was ihrer Säge in die Quere kam. Soviel steht fest. Unklar ist allerdings: Warum? Firmeninhaber Bernard Holthenrich fühlt sich als Sündenbock missbraucht. „Wir haben auf Anweisung eines Streckenwarts von Straßen.NRW gehandelt“, sagt er dieser Zeitung.

„Zwischen unserem Auftrag und dem Ergebnis liegen Welten“, behauptet hingegen Olaf Michaelis, Leiter der Autobahnmeisterei bei Straßen.NRW. Michaelis will der Firma eine Liste mit etwa 20 Bäumen gegeben haben. Diese hätten die Baumkontrolleure von Straßen.NRW zusammengestellt. „Es handelt sich um Bäume, die umsturzgefährdet waren“, sagt Michaelis. Und die dürfe man auch in der Schonzeit fällen.

Mitarbeiter ist im Urlaub

Wie viele Bäume insgesamt gefällt wurden, konnte Michaelis gestern nicht sagen. Obwohl die Stadt die weitere Rodungsarbeiten bereits vor einer Woche untersagt hat, konnte sich Michaelis bis jetzt kein Bild von dem Schaden machen. Der entsprechende Mitarbeiter sei im Urlaub.

Die Mitarbeiter des Referats Umwelt der Stadt Gelsenkirchen hatten am vorletzten Montag Alarm geschlagen. „Unmittelbar nach Bekanntwerden der Rodungen am 20. Juli wurde bei dem Auftraggeber, Straßen.NRW, interveniert und ein sofortigen Stopp der Arbeiten angeordnet“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann.

Gefällte Bäume werden abgeholt

„Wir prüfen die Einleitung eines Ordnungswidrigkeit-Verfahrens“. Die Stadt habe Straßen.NRW einen Fragenkatalog zugesandt. Darin beanstandet sie, dass Straßen.NRW vor der Fällaktion die Untere Landschaftsbehörde nicht kontaktiert hatte. Außerdem fordert sie eine ökologische Dokumentation.

Straßen.NRW hat nicht nur die Rodung eingestellt, sondern will jetzt auch die Rechnung der Firma Holthenrich nicht bezahlen. Ob sie damit durchkommen? Klingt schwierig. Zumal Straßen.NRW nach eigenen Angaben die Firma nicht verklagen kann. „Wir sind in der Unternehmerpflicht, diese zu beaufsichtigen“, sagt Michaelis. Die gefällten Bäume sollen die Mitarbeiter in den nächsten Tagen am Nordring abholen, „gehäckselt wird dann zur Herbstsaison“, so Michaelis.