Gelsenkirchen. Ähnlich wie die Internationalen Förderklassen sollen die neuen Stuben für Ein- bis Dreijährige eine Bildungsbrücke in die Regeleinrichtung darstellen.

Mit Beginn des neuen Jahres vervollständigt Gelsenkirchen seine Bildungskette am unteren Altersrand. Präventiv, integrativ, niederschwellig, fördernd sollen sie sein, die drei neuen Kinderstuben für Mädchen und Jungen zwischen ein und drei Jahren. Am Ende steht die – verbindlich zugesagte – Aufnahme in eine Regel-Kita.

Die Kinderstuben, die voraussichtlich allesamt im Süden der Stadt angesiedelt werden, übernehmen eine ähnliche Brückenfunktion wie die inzwischen 84 Internationalen Förderklassen (IFÖ), die aktuell rund 1500 Kinder und Jugendliche aus zugewanderten Familien fit für den Übergang ins Regelschulsystem machen.

Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre, in denen 10.000 Menschen nach Gelsenkirchen gekommen sind, um hier ein neues Leben zu beginnen, stellt die Stadt vor besondere Herausforderung. Im Kita-Bereich, gibt Stadtdirektor Dr. Manfred Beck unumwunden zu, „stellt uns die enorme Zuwanderung vor Grenzen“. Vor diesem Hintergrund kam ein von der RuhrFutur-Initiartive in Dortmund entwickeltes und inzwischen realisiertes Konzept wie gerufen: Kinderstuben für die Jüngsten aus den Neubürgerfamilien.

Modell wurde im Vorfeld intensiv entwickelt

Das Besondere daran ist hier das Besondere hinter den Kulissen: Ein Städte übergreifender Entwicklungsworkshop ging dem Entschluss „Das wollen wir auch“ voraus. „Wir haben uns auch das Dortmunder Modell angeschaut“, sagt GeKita-Geschäftsführerin Holle Weiß. Man müsse nicht das Rad neu erfinden, sondern könne von anderen lernen. So, wie Vertreter anderer Revierstädte die Mobile Kita, ein Alleinstellungsmerkmal Gelsenkirchens, kennen gelernt haben.

Vor dem Startschuss des neuen Projekts wurden Qualitätsstandards festgelegt. Welche Ausstattung braucht’s, welche Qualifikationen müssen MitarbeiterInnen für die Kinderstuben mitbringen? Eine neue Schlüsselposition soll schon bald besetzt werden: Eine Sozialarbeiterin wird auf einer 30-Stunden-Stelle für die drei Kinderstuben zuständig sein und sich auch als Gesprächspartnerin für die Eltern empfehlen.

Je Kinderstube wird sich ab Anfang 2016 ein dreiköpfiges Tagespflegepersonal um die Kids kümmern. Die Gruppe der Fachkräfte und zusätzlicher Honorarkräfte wird noch zusammengestellt.

Alte Planungen im Schul- und Kitabereich sind überholt

Mit einem Tanker vergleicht Manfred Beck, als Stadtrat auch zuständig für den Kinder-, Jugend- und Bildungsbereich, den Apparat Stadt, der, nicht wissend, was die Zukunft bringt, für dieselbe längst den Schul- und Kitaplan aufgestellt hatte. „Diese Planungen sind hinfällig.“ Er muss schmunzeln, als er bei der Vorstellung des Projekts Kinderstuben gesteht: „Ich hätte nie gedacht, dass ich in einer schrumpfenden Stadt noch einmal über den Bau neuer Schulen und Kitas nachdenken muss. Ich darf das jetzt auch aussprechen.“

Gleichwohl – es geht um Geld. Da kommt die RuhrFutur-Initiative ins Spiel. Nina Schadt, ehemalige Stadtverordnete der Gelsenkirchener SPD und heute als Projektmanagerin im Bereich frühkindliche Bildung bei RuhrFutur unterwegs, kündigt finanzielle Anschubhilfe, etwa für die Ausstattung der neuen Kinderstuben an. Auch die Stadt muss Kosten stemmen.

Neben den drei Einrichtungen in GE werden zwei weitere in der Kooperationskommune Mülheim und eine Kinderstube in der dritten Stadt im Bunde, Herten, eröffnen. Die Zusammenarbeit mit anderen Städten ist eine wesentliche Fördervoraussetzung. RuhrFutur ist eine Bildungsinitiative von u.a. Stiftung Mercator, Land NRW, Uni Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen und Westfälischer Hochschule