Gelsenkirchen. . Das ambitionierte Musikprojekt „Semer Label Reloaded“ brachte alte jüdische Hits beim Klezmerfestival Gelsenkirchen in das Horster Schloss
Auf den Spuren des jüdischen Schallplattenlabels „Semer“ wandelten Musiker und Zuhörer am Samstagabend beim Klezmerfestival in der Glashalle des Horster Schlosses. Eine imposante Zeitreise zurück in die 1930er Jahre.
Man spürt, dass die Geschichte hinter dem so trauig-melancholischen Abschiedssong „Vorbei“ Alan Bern nahegeht, als er sie dem Publikum in der ausverkauften Glashalle von Schloss Horst erzählt.
Ambitioniertes Musikprojekt
Dora Gerson hat das Lied einst gesungen. Damals, in den 1930er Jahren in Nazideutschland. Fliehen musste die deutsch-jüdische Sängerin später, aber auch in den Niederlanden war sie letztendlich nicht sicher und starb schließlich in Auschwitz. Die Lettin Sasha Lurje singt das Lied bei den „klezmerwelten“. Und berührt damit ebenso wie einst Dora Gerson.
Alan Bern und sein sehr ambitioniertes Projekt „Semer Label Reloaded“ haben einen ganzen Schwung von Musik herausgesucht, die das Schallplattenlabel Semer im Berlin der 1930er Jahre mit jüdischen Musikern aufgenommen hat. Nicht alles ist dabei zwingend jüdische Musik. Schlager oder ein schwungvolles Trinklied gehören ebenfalls zum Programm des illustren Septetts auf der Bühne.
Das besticht mit vielen gefühlvollen Momenten. Etwa, wenn Fabian Schnedler, eine der insgesamt drei Gesangsstimmen, mit viel Inbrunst Kantoralmusik auf Hebräisch singt. Oder Lorin Sklamberg jiddisches Liedgut interpretiert.
Mit einem Augenzwinkern
Auch die Trompetenklänge von Paul Brody oder die Geige von Mark Kovnatskiy zielen direkt auf die Seele. Aber dieses Projekt bringt viele Facetten jüdischer Musik zum Klingen. Denn trotz aller Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit wissen sich „Semer Label Reloaded“ im Schloss Horst auch augenzwinkernd musikalisch zu bekämpfen und miteinander zu feiern.