Gelsenkirchen. Über eine Potenzialanalyse sollen junge Menschen ihre Stärken erfahren. In Gelsenkirchen läuft das Projekt in Klasse 8 stadtweit.

Jungen Menschen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen, gehört zu den zentralen Aufgaben der Gesellschaft. Schon lange wird an dieser Stelle viel unternommen. Berufsinformationstage, die 14 Tage dauernden Praktika in Klasse 9, Ausbildungsbörsen und -messen... Die Liste der Projekte, an denen Schulen teilnehmen können, ist lang. Seit dem Schuljahr 2014/15 wird in Gelsenkirchen nun schrittweise ein neues System im Übergang von der Schule in den Beruf eingeführt. Eine Potenzialanalyse in Klasse 8, die über alle Schulformen hinweg durchgeführt wird.

Neue Strukturen werden hier ebenso geschaffen, wie ein Netzwerk aller relevanten Akteure vor Ort installiert wird. „Das neue Übergangssystem schließt niemanden aus und bietet zielgruppenorientierte Angebote für alle Schulformen sowie ergänzende Angebote für Schülerinnen und Schüler, die eine individuellere Unterstützung brauchen“, sagt Katarina Eggers. Sie arbeitet in der Stadtverwaltung im Bereich der Kommunalen Koordinierungsstelle „Übergang Schule-Beruf“.

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Von Friedhelm Pothoff

Beratungsangebote und Praxisphasen

Zu den Bausteinen des neuen Systems, erläutert Eggers, zählen Beratungsangebote und Praxisphasen. „Grundlegend ist jedoch die Potenzialanalyse in Klasse 8.“ Wie der Titel ahnen lässt, sollen individuelle Fähigkeiten ermittelt werden. Die Intensität, um das zu erreichen, ist hoch. Gruppen- und Einzelaufgaben werden gestellt, intensive Gespräche geführt und Daten gesammelt, die in die Potenzialanalyse einfließen.

Der Betreuungsschlüssel, um belastbare Aussagen zu ermitteln, ist dem hohen Ziel angepasst. „Auf vier Jugendliche kommt ein Betreuer“, sagt Katarina Eggers. Um sich mit den individuellen Berufs- und Lebenszielen frühzeitig auseinandersetzen zu können, sei es hilfreich, sich intensiv mit den eigenen Stärken, Fähigkeiten und Interessen zu beschäftigen. „Am Ende mündet alles in Auswertungsgespräche der Fachkräfte mit jedem einzelnen Schüler, an dem die Eltern teilnehmen können. Hier wird ein individuelles Kompetenzprofil erstellt.“

Bis auf zwei Schulen sind alle dabei

Stadtdirektor Dr. Manfred Beck (Grüne) überzeugte sich als Leiter der Strategischen Steuerungsgruppe von der Qualität der Potenzialanalysen und stellte fest: „ Die Übergänge von der Schule in den Beruf können nur dann gut gelingen, wenn alle Schüler systematisch darauf vorbereitet werden.“ Eine Auseinandersetzung mit den eigenen Talenten und Interessen sei dabei unerlässlich. Gelsenkirchen sieht Beck auf einem guten Weg.

Im laufenden Schuljahr nehmen fast alle Gelsenkirchener Einrichtungen an der Analyse teil. Nur die Raphael-Schule und das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium führen zurzeit noch eigene Berufsorientierungen durch, werden aber wohl im Schuljahr 2016/17 in das Projekt einsteigen.