Gelsenkirchen. . Vier junge Ausbildungsbotschafter haben das Grillo-Gymnasium in Gelsenkirchen besucht und sich den Fragen der Azubis von morgen zur Ausbildung gestellt.
Berufsorientierung auf Augenhöhe sowie authentische Einblicke in Ausbildung und Berufsschulalltag geben – das ist es, was sich die vier Ausbildungsbotschafter bei ihrer Stippvisite am Grillo-Gymnasium auf ihre Fahnen geschrieben haben. Janina Kobe und Lisa Schraven sind zwei angehende Immobilienkauffrauen, die ihr Rüstzeug beim Gelsenkirchener Konzern Vivawest bekommen, Marvin Schröder und Deniz Timm machen ihre Lehre beim Gelsenkirchener Unternehmen Voigt und Schweitzer. Der eine als Industriekaufmann, der andere als Verfahrensmechaniker.
40 Botschafter sind es aktuell
Mit ihrem Vorhaben, den Übergang von Schule in Beruf anderen zu erleichtern, ist das Quartett aber nicht allein. Insgesamt 40 Auszubildende gehen derzeit als gleichnamige Botschafter im Auftrag von IHK und den ausbildenden Betrieben in der Emscher-Lippe-Region an die allgemeinbildenden Schulen – von der Hauptschule bis zum Gymnasium – um den nur wenig Jüngeren bei der Berufswahl unter die Arme zu greifen. Bis zum Sommer sollen es 1000 Schüler sein, die davon profitieren. Und das aus guten Gründen. „Wir Azubis sind alle einmal in derselben Situation gewesen“, erklärt Marvin Schröder. „Wer vor einem Personal- oder Firmenchef sitzt, ist gehemmt, das zu fragen, was ihm auf der Seele brennt. Oft schwingt die Angst mit, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen und den Lehrvertrag doch nicht zu bekommen.“
Bei Janina, Lisa, Marvin und Deniz und ihren Mitstreitern ist das anders. Ihr Motto: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Jeweils eine Schulstunde pro Klasse und Betrieb sind sie im Unterricht der neunten Klassen zu Gast und lassen sich Löcher in den Bauch fragen — das Spektrum, so die vier Azubis, sei breit: Es reiche vom Gehalt über den Blockunterricht an der Berufsschule mit dem ein oder anderen ungeliebten Fach hin zu den morgendlichen oder gar nächtlichen Arbeitszeiten.
So weiß jeder, was auf ihn zukommt, ob Berufswunsch, -wahl und Kompetenz zusammenpassen.
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Auch die Wirtschaft profitiert davon. Sie will und muss es auch. Denn: „2020 werden wir 240 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in der Emscher-Lippe-Region brauchen“, stellt IHK-Bereichsleiter Christoph Pieper die jüngsten Erhebungen vor. Davon seien aber nur 8000 Stellen für Akademiker. Heißt: Es gibt bald zu wenig Fachkräfte.
Pieper wirbt: „Wer etwa als Mechatroniker zusätzlich einen Abschluss als Industriemeister macht, hat beste Chancen, in der mittleren Führungsebene gutes Geld zu verdienen. So viel, dass selbst ein Rechtsanwalt neidisch wird.“
Das IHK-Projekt der Ausbildungsbotschafter ist eingebunden in die Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ des NRW-Arbeitsministeriums.