Gelsenkirchen. Cem Özdemir, Kneipeninhaber, fühlt sich in seiner Arbeit eingeschränkt. In letzter Zeit gab es Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigung.

Wie schafft man es, die Gelsenkirchener Innenstadt zu beleben ohne dass sich Anwohner in ihrer Ruhe gestört fühlen? Diese Frage stellt sich derzeit Cem Özdemir, Inhaber der Kultkneipe „Rosi“, die in der Weberstraße 18 in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt. „In unregelmäßigen Abständen gab es Beschwerden von Personen aus der Nachbarschaft über die Lautstärke, obwohl ich extra geguckt habe, dass die Ruhezeiten, die im Landes-Immissionsschutzgesetz festgehalten sind, eingehalten werden“, erklärt der 43-Jährige. „Ich habe bisher immer dafür gesorgt, dass Konzerte spätestens um 22 Uhr beendet sind“, so Özdemir weiter.

Das Landes-Immissionsschutzgesetz besagt, dass in der Zeit von 22 bis 6 Uhr die Nachtruhe eingehalten werden muss – gibt es nicht bestimmte Sondervereinbarungen.

"Das schadet meinem Ruf“

Trotzdem kam ein paar Mal die Polizei zur Rosi nach Klagen durch Anrufer. „Laut dem Gesetz darf ich zwölf außerordentliche Veranstaltungen im Jahr machen. Diese Regel halte ich für die ‘Rosi’ ein“, erklärt der Gastronom. Darin inbegriffen sind Konzerte und Tanzveranstaltungen. „Schade finde ich es, dass ich durch die Einschränkungen Konzerte nur in abgespeckter Form veranstalten kann – das tut dem Ansehen der Stadt nicht gut“, erklärt der Gastronomiebesitzer. „Vor einem halben Jahr habe ich das Konzept bereits heruntergefahren.“ Lokalen sowie internationalen Bands, die „zu laute Instrumente oder Technik“ nutzen, habe er aus Angst vor Ärger bei Konzertanfragen schon des Öfteren absagen müssen.

Ein weiteres Problem sieht Cem Özdemir darin, dass häufig Passanten an der Kneipe vorbeilaufen und dabei nicht immer leise sind. „Wenn sich dann jemand beschwert, fällt das oft auf mich zurück, obwohl das noch nicht einmal meine Gäste gewesen sind. Dies schadet natürlich auch meinem Ruf.“ Das Problem bestätigt auch Martin Schulmann, Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen.

Bisher keine Beschwerden

„Zum Fall ‘Rosi’ gab es bei uns allerdings bisher keine Beschwerden“, erklärt Schulmann und fügt hinzu: „Wenn sich die Gastronomen an die Gesetze halten, gibt es keine Probleme. Allerdings muss man als Bewohner der Innenstadt auch immer mal wieder mit Lärm durch Menschen rechnen. Das Gleiche gilt auch an einer viel befahrenen Hauptverkehrsstraße.“

Katrin Schute, Pressesprecherin der Polizei Gelsenkirchen: „Zwar hatten wir Einsätze an der ‘Rosi’ wegen der Lautstärke, aber die waren selten. Es gab dabei nie Probleme.“ Sie fügt hinzu: „Gerade in der Sommerzeit sind viele Menschen draußen. Dann haben wir generell viele Einsätze an Wochenenden wegen des Lärms. Das muss noch nicht mal im Außenbereich einer Gastronomie sein. Wir erhalten auch Beschwerden von Menschen, die sich in der Ruhe gestört fühlen, wenn Leute im Garten nebenan sitzen und zu laut sind.“

Cem Özdemir will jetzt erstmal abwarten. „Ich vertraue auf die Zeit und hoffe, dass die es richten wird. Gespräche mit den Nachbarn habe ich bereits geführt. Doch wenn das nicht hilft, muss man auch mal die Krallen ausfahren.“ Was immer das auch heißt.