Gelsenkirchen. Seit gestern wird die Robert-Koch-Straße in der Altstadt erneuert. Viele Autofahrer bemerken das Sackgassenschild nicht und landen in der Falle.

Ein Auto nach dem anderen fährt in die Sackgassenfalle. Passanten schütteln wegen der teilweise doch sehr riskanten Wendemanöver der Autos und Lieferwagen die Köpfe. Auf einmal staut es sich und fünf Autos müssen versuchen, die doch recht enge Ebertstraße im Korso rückwärts wieder rauszufahren. Schuld sind Bauarbeiten auf der Robert-Koch-Straße in der Altstadt.

Seit heute sind Bagger dabei, die Straßendecke aufzureißen – die Robert-Koch-Straße soll nun die gleiche Pflasterung, wie die Ebertstraße bekommen. Das heißt für die Autofahrer: Durchfahrt bis zum Ärztehaus ja, Wendemöglichkeit am Ärztehaus nein. Selbst Taxifahrer – und die sollten es eigentlich wissen, wenn eine Baustelle eine Durchfahrt verhindert – stehen irritiert vor dem sich langsam durch den Asphalt fräsenden Bagger.

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier"

Ein älterer Herr greift beherzt ein und schiebt die Bausstellenabgrenzungen so zusammen, dass die Autofahrer schon vorher gewarnt sind. So gehe es aber nicht, meint ein Bauarbeiter und bringt alles in den Urzustand zurück. Die Durchfahrt bis zum Ärztehaus muss frei gehalten werden. Außerdem habe man schon weit vorne auf der Ebertstraße mit Schildern auf die Situation hingewiesen. „Ich wollte mit der Aktion verhindern, dass die Autofahrer in die Straße reinfahren, wo sie eh nicht weiterkommen“, sagt Lutz Motzko. „Planmäßig sehr schlecht gemacht das Ganze und wir Anwohner wurden auch nicht informiert, dass vor unserer Tür die Straße aufgerissen wird.“ Außerdem stört den Pensionär, dass die ganzen Bauarbeiten rund um den Heinrich-König-Platz so „patchworkmäßig aus geführt werden“. Man hätte doch alles in einem Rutsch machen können und nicht zuerst den einen Teil sperren und dann den anderen.

Dass Anwohner und Ladenbesitzer nicht informiert worden seien, streitet die Stadt ab. Dass es heute bei Baubeginn zu einem kleinen Verkehrschaos gekommen ist, dafür hat Oliver Schäfer eine einfache Erklärung: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und fährt dann in Straßen, die er häufig benutzt, ohne auf Schilder zu achten“, so der Stadtsprecher. „Aber wir haben ausreichend beschildert, dass es eine Sackgasse ist, mehr geht nicht.“ Drei Wochen müssen sich die Menschen wohl noch mit der Sackgasse abfinden.

"Der Umsatz ist über 50 Prozent gesunken"

Der Lärm und die Behinderungen sind für die Autofahrer zwar nervig, für Ladenbesitzer und Restaurantbetreiber aber teilweise Existenz bedrohend. „Viele meiner Kunden bleiben weg, weil es ihnen einfach zu laut und zu dreckig ist“, sagt eine Boutiquebesitzerin auf der Ebertstraße. „Die reißen alles auf und machen nichts zu Ende.“ Sebnem Yaman betreibt das Altstadt Café an der Robert-Koch-Straße. Direkt vor ihrem Außenbereich rammt der Bagger seine Schaufel krachend in die Straße. Das mutet sich natürlich kein Gast zu – die Stühle im Terrassenbereich bleiben leer.

„Schon seit Beginn der gesamten Bauarbeiten vor zwei Jahren haben wir mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen, jetzt natürlich ganz extrem“, so die Gastronomin. „Noch schlimmer geht es nicht. Ich muss meine Außengastronomie bei der Stadt jetzt abmelden, denn es bringt ja einfach nichts.“

Ob sie ihr Café halten kann, bis die Bauarbeiten endlich fertig sind weiß die junge Cafébetreiberin nicht. „Der Umsatz ist über 50 Prozent gesunken“, so Sebnem Yaman. „Ich kann nur hoffen, dass bald wieder mehr Gäste kommen.“