Gelsenkirchen. . 5200 Euro brachte die 15. Versteigerung des Kunstvereins Gelsenkirchen ein. Kein Platz war im Kunstmuseum mehr frei, gut 100 Besucher lieferten sich einen launigen Bieterwettstreit.
Zahlen können Formen und Farbe annehmen, Botschaften vermitteln, Gefühle ausdrücken und der Identifizierung von Menschen dienen. Bei der 15. Versteigerung des Kunstvereins Gelsenkirchen bedeuteten sie das pralle Leben.
Kein Sitzplatz blieb im Kunstmuseum im Buer frei, und an den Wänden standen weitere der insgesamt über 100 Teilnehmer. 58 Minuten lang schwirrten sie vor „Anpfiff“ durch den Saal, stöberten in den Angeboten, notierten sich die Nummer des begehrten Objekts und holten sich die hochformatige, gelbe, ebenfalls mit einer Nummer versehene Bieterkarte, mit der sie dann „zuschlagen“ konnten.
„Wir können 113 Werke versteigern“, verkündete Ulrich Daduna als Vereinsvorsitzender bei der Begrüßung. Es folgten zwei kurzweilige Stunden, in denen sein Vereinskollege Horst-Günter Seibt (wieder einmal) den symbolischen Hammer schwang und mit heiteren Sprüchen die Arbeiten anpries. Beispiel: „Dieses Werk ist 20 mal 20 Zentimeter groß. Man könnte auch sagen: Werk Nummer acht ohne Titel ist quadratisch.“ Trug ein Bild aber einen Titel wie beispielsweise das Materialobjekt „Schönheit des Unkrauts“ von Christa Zenzen, inspirierte das Seibt zur Wortspielerei über die Pusteblume an sich.
Versteigerung hat Showcharakter
Zwischen einem Euro und höchstens 40 Euro lauteten die Eröffnungsangebote, pro Künstler wurden maximal drei Arbeiten versteigert. Wie in den Vorjahren teilen sich der Verein und die beteiligten Künstler das eingenommene Geld.
Um bei dem Beispiel „Schönheit des Unkrauts“ zu bleiben: Das Eröffnungsangebot (die Künstler legten es selbst fest) betrug ein Euro. Es wechselte nach einem höchst munteren Bieterstreit kurz darauf für 120 Euro den Besitzer.
„Insgesamt kamen über 5200 Euro zusammen. Das ist erfreulich“, sagte Daduna. Ganz unbeteiligt war er daran nicht, denn der Vorsitzende bot selbst mit und ersteigerte einige Arbeiten. Obwohl der Erlös durchaus noch höher hätte ausfallen können angesichts des großen Andrangs. Aber: Nicht alle Gäste boten mit, manche beschränkten sich allein auf den Genuss der Performance. So wirkte das Wechselspiel zwischen Auktionator und dem Vorsitzenden, die sich die Pointen um die Ohren pfefferten wie Bälle bei einem tollen Tennismatch.
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Dass die Versteigerung Showcharakter hatte, dafür sorgten zwei junge „Dienerinnen der Kunst“: Viktoria und Shauna, ganz in schwarz gekleidet und mit weißen Handschuhen, trugen Werk für Werk um die Zuschauer-Reihen herum, damit die jeweils zu versteigernde Arbeit auch zur Geltung kam. Von Fotos im Postkartenformat bis hin zum Gemälde auf Leinwand, 100 mal 100 Zentimeter groß, war alles dabei. Runde um Runde drehten die beiden jungen Kunstfeen. „Sie werden am Ende heiße Füße haben“, prognostizierte Seibt.
Eine echte Premiere
Man kannte sich. Die Begrüßungen waren herzlich, der Ton locker. Dazu passte die rustikale Bewirtung mit Schmalzstullen, Käse, Brot, Salami und Gurken, mit Flaschenbier und Wein heruntergespült.
Doch etwas war neu, eine echte Premiere: Ein Bieter machte telefonisch mit. „Das hat geklappt“, freute sich Ulrich Daduna. „Die Arbeiten, nach denen gefragt wurde, konnten auch am heißen Draht ersteigert werden.“ Doch das soll künftig nicht allzu sehr einreißen, hofft der Vorsitzende. Mit der Planung und der Durchführung der Versteigerung hätten etliche Vereinsmitglieder schon eh genug zu tun. Bei allem Spaß: Die Versteigerung macht vor allem – viel, viel Arbeit.