Gelsenkirchen. . Die bei Bauarbeiten am Heinrich-König-Platz gefundenen menschlichen Überreste wurden auf dem Altstadtfriedhof beigesetzt. Pfarrer Gräwe: „Sie sind ein Teil der Geschichte unserer Stadt.“

Lediglich 13 Trauergäste haben sich am Freitagmorgen auf dem Altstadtfriedhof zur Umbettung der Gebeine eingefunden, die bei den Bauarbeiten am Heinrich-König-Platz aufgefunden worden waren. Pfarrer Peter Gräwe, der den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Propst Manfred Paas leitete, zeigte sich ob der vielen leeren Plätze in der Trauerhalle überrascht: „Wenn man überlegt, wie viele Menschen bei der Ausgrabung der Gebeine zugeschaut haben, ist das schon unverständlich.“

Die Überreste von 70 Menschen, die im Mittelalter nahe der Altstadtkirche begraben worden waren, fanden um Punkt 10.23 Uhr ihre neue Ruhestätte, als die Sargträger den schlichten Holzsarg ins Grab herabließen. Dann ließen die Gottesmänner mit einer kleinen Schaufel Erde auf den Sargdeckel prasseln.

Indiana Jones mitten in Gelsenkirchen

„Wer waren diese Menschen?“, fragte Probst Paas. „Auch wenn wir nichts von ihnen wissen, Gott kennt sie.“ Pfarrer Gräwe sprach mit Blick auf die Zeit der Ausgrabung von einem besondere Erlebnis: „Das war Indiana Jones mitten in Gelsenkirchen.“ Auch der Pfarrer machte sich Gedanken über die Verstorbenen: „Das waren Menschen, die Familie und Freunde hatten. Die Freude und Leid erfahren haben. Und sie sind ein Teil der Geschichte unserer Stadt. Waren sie arm oder reich? Wie haben sie Gelsenkirchen mitgestaltet?“ Gräwe ist sich sicher, dass die Verstorbenen die Geschichte der Stadt beeinflusst haben. „Sie haben hier gelebt, hier gewirkt. So wie wir es heute tun. Das verbindet uns mit ihnen.“ Deshalb wolle man an diesem Tag ihre Überreste „in Würde in Gottes Acker übergeben.“

Dass es sich bei den Verstorbenen um gläubige Christen handelte, ist für Propst Paas keine Frage. „Der Friedhof im unmittelbaren Umkreis der Kirche war Gläubigen vorbehalten. Heiden hätte man an dieser Stelle nicht begraben.“ Zudem seien neben einigen Knochen Überreste eines Rosenkranzes gefunden worden.

Ob an der neuen Ruhestätte noch ein Grabstein oder eine Tafel angebracht wird, ist noch unklar. Gräwe würde sich eine Gedenktafel wünschen, die mit einem kurzen Text an die 70 Seelen erinnert. Auch Paas würde diese Lösung befürworten.