Gelsenkirchen. . Die Verwaltung arbeitet an einer neuen Entwicklungsplanung für die letzten Ruhestätten der Bürger. Drei Fremdfirmen bewerben sich um den Zuschlag.

Wurde früher mit Hilfe einer Faustformel – Friedhofsfläche-pro-Einwohner – der Umfang an Bestattungsflächen ermittelt, so haben sich heute die Bedingungen verändert. Alterung, Schrumpfung und eine multikulturelle Gesellschaft haben zu einem Wandel in der Beisetzungskultur geführt. Pflegearme und günstigere Bestattungsformen wie das Urnengrab oder Bestattungswälder verdrängen mehr und mehr das klassische (Familien-)Grab und führen zu Flächenüberhängen. Dem muss auch Gelsenkirchen Rechnung tragen, wenn die Stadt nicht gebührenrelevante Kosten wegen sinkender Beisetzungszahlen auf immer weniger Nutzer umlegen will – das vergrätzt den Bürger und Kunden, hinterlässt Löcher im Haushalt.

Daher hat sich der Betriebsausschuss Gelsendienste in seiner Sitzung am Mittwoch drei Fachfirmen eingeladen, die ihre Lösungsansätze präsentierten, um den Friedhöfen zu mehr Attraktivität und Wirtschaftlichkeit zu verhelfen: „PlanRat“, „entera“ und „ SSM Managementberatung GmbH.“

Unterschiedliche Ansätze

Alle drei verfolgen unterschiedliche Ansätze, auch weil das Leistungspaket an die Anbieter noch nicht einheitlich definiert worden ist. Nichtsdestotrotz: Billig wird das neue Konzept für die Friedhofsentwicklungsplanung nicht, so viel ist klar. Die Preisspanne der drei Konkurrenten bewegt sich zwischen 70.000 und 200.000 Euro, der dafür eingeplante Zeitraum zwischen zehn Wochen und neun Monaten. Was wiederum mit der Herangehensweise zu tun hat.

Beispielsweise will Entera bei seiner Bestands- und Flächenanalyse alle Friedhöfe vor Ort Meter für Meter begehen und analysieren – ein Riesenaufwand, während PlanRat der Werbung großen Platz einräumt. Dagegen setzt SMM den Hebel unter anderem auch bei den Personalstrukturen (Verschlankung) und der Bewirtschaftung durch fremde Dienstleister an. Allen gemein ist, die derzeit kleinteilig verstreuten und genutzten Flächen zu zentrieren, um eine effizientere Bewirtschaftung zu ermöglichen. Dazu kommen neue Grabformen: etwa Urnengrabflächen, die Baumbestattung (Sarg/Urne unter Baum) und die stärkere Einbindung anderer Bestattungskulturen, etwa die der Muslime. Auch spielen Kolumbarien eine Rolle, möglicherweise so auch die geänderte Nutzung von Friedhofsgebäuden.

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Der Betriebsausschuss Gelsendienste war sich nach den Präsentationen schnell einig, zunächst ein einheitliches, siebenteiliges Leistungspaket zu definieren, bevor ein Unternehmen den Zuschlag bekommt.

Es soll enthalten: die Bedarfsanalyse und -planung inklusive Nachfrage- und Bevölkerungsentwicklung, die künftige Entwicklung von Friedhofsflächen (Bestattungen), die Gebührenkalkulation, nachfrageorientierte Bestattungsangebote, die Vermarktbarkeit, die Flächenanalyse und die Gebäudebewirtschaftung(Nutzung).