Gelsenkirchen. Der Hamburger Tobias Werner (37) ist designierter Musiktheater-Geschäftsführer. Er tritt Mitte 2016 sein Amt in Gelsenkirchen an.

Zwar trägt der Mann einen blauen Anzug, aber vom blau-weißen Schalke-Virus ist er bislang nicht infiziert. „Noch nicht“, lacht Tobias Werner, „aber das kommt bestimmt noch.“ Dafür fließt bereits echtes Theaterblut in seinen Adern, und das ist noch wichtiger für den Job, den der 37-Jährige demnächst in Gelsenkirchen übernehmen wird: Der gebürtige Hamburger tritt am 1. August 2016 sein Amt als neuer Geschäftsführer des Musiktheaters im Revier an.

Und damit die Nachfolge von Dieter Kükenhöner, der mit Ende der laufenden Spielzeit in den Ruhestand gehen wird. Dass nun lückenlos ein Nachfolger für Kükenhöner, der das Amt sein Januar 2010 äußerst erfolgreich führt, präsentiert werden konnte, freute gestern Oberbürgermeister Frank Baranowski. Auch Intendant Michael Schulz blickt zufrieden: „Ich kenne Tobias Werner aus meiner Zeit am Nationaltheater Weimar und schätze ihn.“ Denn der Neue würde zwar ein gut gemachtes Bett in Gelsenkirchen vorfinden: „Aber man kann an einigen Stellen auch mal die Bettwäsche wechseln.“

Berliner Festspiele betreut

Tobias Werner, derzeit noch Verwaltungsdirektor der Städtischen Theater Chemnitz, bringt beste Voraussetzungen für seine zukünftige Arbeit mit. Denn er kennt sich gleichermaßen in der Welt des Theaters als auch in der Finanzwelt aus. Der designierte MiR-Geschäftsführer studierte Musikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften und Kulturmanagement in Weimar, Jena und Paris und kann heute mit Fug und Recht von sich behaupten: „Ich weiß, was Kunst kostet und was Kunst wert ist.“

Die doppelte Ausbildung zwischen Kunst und Ökonomie, sie kann sich fürs Musiktheater bezahlt machen. Tobias Werner begann seine berufliche Laufbahn zunächst als Assistent der Geschäftsführung am Deutschen Nationaltheater und entwickelte hier ein Controllingsystem.

Danach ging er nach Berlin, betreute hier die Berliner Festspiele, den Martin Gropius-Bau, die Internationalen Filmfestspiele, das Haus der Kulturen: „Dort fehlte mir aber der Theaterbetrieb.“ Werner wechselte an die Oper nach Köln, fünf Jahre später nach Chemnitz an ein Haus in Finanznot.

Kenntnis der regionalen Kulturlandschaft

„Inzwischen steht das Theater gut da und ich habe Lust, in Gelsenkirchen zu arbeiten.“ In einer Stadt, die spürbar und vorbildhaft hinter ihrem Opernhaus stehe: „Durch Chemnitz weiß ich um die Probleme klammer Kommunen.“

Nutzen will Tobias Werner die, auch architektonische, Offenheit des Gelsenkirchener Musiktheaters. Noch wohnt der 37-Jährige in Chemnitz, wird aber mit Beginn seiner neuen Aufgabe nach Gelsenkirchen ziehen. In der Kulturlandschaft der Region und der Stadt kennt sich der bekennende Theater-, Opern- und Ballettfreund bereits gut aus: „Während meiner Kölner Zeit habe ich oft auch Produktionen des Musiktheaters besucht.“ Und wenn er es gestern zeitlich geschafft hätte, wäre er auch gerne noch in die Arena gegangen.