Der französische Bestsellerautor David Foenkinos las im Musiktheater aus seinem Roman über das Leben der Charlotte Salomon.

In Deutschland sorgte vor allem Gelsenkirchens Ballettchefin Bridget Breiner mit ihrer Produktion „Die Malerin und der Tod“ dafür, dass sich der Fokus wieder auf das Schicksal der deutsch-jüdischen Künstlerin Charlotte Salomon richtete. In Frankreich schafft nun Bestsellerautor David Foenkinos ähnliches mit seinem Roman „Charlotte“. Am Samstagabend stellte der Autor sein kürzlich auf Deutsch veröffentlichtes Buch über das kurze Leben der 1944 im Alter von 26 Jahren in Auschwitz ermordeten Malerin im Musiktheater im Revier vor.

Passend zur Wiederaufnahme der Ballettproduktion am 10. Oktober, und zur Nominierung der Choreografie für den Theaterpreis Faust. Foenkinos (40), bekannt vor allem durch heiter-leichte Romane wie „Nathalie küsst“, begegnete dem Werk Charlotte Salomons erstmals 2006 in einer Pariser Ausstellung. „Das hat mich zutiefst aufgewühlt und berührt. Seitdem hat mich Charlotte Salomon nie wieder losgelassen“, erzählte Foenkinos im Musiktheaters im Gespräch mit MiR-Dramaturgin Juliane Schunke.

Lesungen aus dem Buch (hervorragend: Schauspielerin Johanna Iacono-Sembritzki vom Landestheater Neuss) wechselten sich ab mit Erzählungen des Autors über die Entstehung des Buches. Eine anrührende Spurensuche in reduzierter, poetischer Sprache, eine Mischung aus Fiktion und Dokumentation.

Die ungeheure Kreativität der Künstlerin in dunklen Jahren trieb den Literaten nahezu obsessiv an, sich mit Vita und Werk der Berlinerin auseinanderzusetzen. Auch formal: Jeder Satz beginnt mit einer neuen Zeile. „Ich wollte, dass sich dieses atemberaubende Leben auch in der Sprache widerspiegelt.“ Autor und Leser holen gleichermaßen nach jedem Satz erst einmal Atem.

In Frankreich eroberte „Charlotte“ die Bestsellerlisten. Seine Lesereise durch Deutschland startete Foenkinos vor über 50 Zuhörern, darunter Bridget Breiner, in Gelsenkirchen. Kaum einer, der das Buch am Ende nicht auch kaufte und signieren ließ. Breiners und Foenkinos Wunsch, Charlotte Salomons Leben in Erinnerung zu bewahren,erfüllt sich auch auf diesem Wege.