Gelsenkirchen. Im Leseclub im Fritz-Steinhoff-Haus in Bismarck treffen sich zweimal wöchentlich Kinder – auch zum Spielen. Der Bedarf für neue Mentoren ist groß

Ist das gemütlich! Tuana hat sich in die Kuschelecke verzogen, liegt ganz bequem im blauen Sitzsack. Konzentriert liest die Achtjährige vor: „El-fen-ge-schich-ten.“ Studentin Melissa Pieper hört zu. Im Leseclub lesen manchmal eben auch die Kleinen den Großen etwas vor.

Mentoren sind an 35 Schulen aktiv

Die anderen Kinder sitzen am Tisch in der ehemaligen Rumpelkammer des Fritz-Steinhoff-Hauses in Bismarck. Zweimal in der Woche treffen sie sich zum Leseclub. Ein Mädchen holt das „Verrückte Labyrinth“ aus dem Bücherregal, sie ist am Dienstagnachmittag zum ersten Mal da, möchte lieber spielen. Auch das ist erlaubt. „Bei uns lesen die Kinder nicht die ganze Zeit“, sagt Reno Veit, Vorsitzender vom Verein Mentor – die Leselernhelfer Gelsenkirchen.

Auch Spielen ist im Leseclub erlaubt.
Auch Spielen ist im Leseclub erlaubt. © Funke Foto Services

„Das ist hier ja keine Nachhilfe“, sagt auch Leseclub-Mentorin Iris Pieper, die gerade die kleine Duygunur auf dem Schoß hat. Das Bücherregal neben ihr ist prall gefüllt. Zeitschriften, Krimis, Prinzessinnengeschichten – alles Spenden.

Im Nebenraum schult Stefanie Veit eine Gruppe neuer Lese-Mentoren. Sie gehen an Schulen, arbeiten dort mit Kindern und Jugendlichen. 130 Ehrenamtler sind aktuell dabei. Vor allem Frauen wollen Mentor werden. „Der Bedarf ist riesengroß“, sagt Reno Veit. An 35 Gelsenkirchener Schulen sei der Verein aktiv, in Zukunft sollen es noch deutlich mehr werden. Bei der Schulung lernen die künftigen Ehrenamtler die Arbeit kennen, dürfen sich die Einsatzorte wünschen.

Fehlerlesen – ein beliebtes Spiel bei den Kindern

Eine Frührentnerin möchte gerne nach Resse. Sie wohnt in der Nähe. „Das wäre wirklich ideal.“ Viele Kinder hätten sich schon nach kurzer Zeit beim Lesen verbessert. „Das schönste Erlebnis war, als ein Junge der vorher große Schwierigkeiten hatte, die Klasse geschafft hat“, sagt Iris Pieper stolz. Ihr mache das Arbeiten viel Spaß. „Ich habe damals einen Fernsehbericht über Lesehelfer gesehen. Und wie das halt so ist . . . dann bin ich hier hängengeblieben.“

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Die 51-jährige Gelsenkirchenerin holt das Märchenbuch „Der Froschkönig“ aus dem Regal. Die Kinder stürmen an den Tisch. In der Mitte steht eine Klingel: Fehlerlesen! „Die schöne Prinzessin geht in den Burgerladen...“, liest Iris Pieper. Kling! „Was erzählst du für Geschichten? Das ist ein Fehler“, sagt ein Mädchen.

Sie ist stolz, dass es seinem Team den Punkt geholt hat. Melissa Pieper macht einen Strich auf der Liste. „Na ja, wo soll die Prinzessin denn sonst ihr Essen herbekommen“, fragt die Lese-Mentorin augenzwinkernd. Ein Mädchen antwortet: „Aus dem Ess-Saal natürlich!“