Gelsenkirchen. Räder werden in den Gemeinschaftsunterkünften verteilt. Teilnahme am normalen Leben. Prüfung auf Verkehrssicherheit und Hehlerware
Tibi M. Saleh darf am Montagmittag später zum Deutschkurs an der Volkshochschule kommen. Das hat die Dozentin erlaubt, geht es in dem Pressegespräch im Grünen-Büro an der Eberstraße doch um eine Idee, die der 30-jährige Syrer mit angestoßen hat.
So sammeln die Grünen ab Freitag gemeinsam mit Alf Meinhövel Fahrräder für Flüchtlinge. Die Idee ist noch ganz jung. Im August – fünf Monate nach seiner Ankunft in Deutschland – wollte Tibi M. Saleh bei einer Radtour von den Grünen und dem ADFC mitmachen.
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Das Problem: Der Syrer hatte gar kein Rad. Kurzerhand verlieh Grünen-Sprecher Jürgen Prekel das Mountainbike seines Sohnes. „Für uns ist das so normal, aber die Flüchtlinge können oft gar nicht am Alltagsleben teilnehmen.“
Die Spendenaktion soll Flüchtlinge jetzt mobil machen. Und das nicht nur in der Freizeit, sondern auch für Wege zu Arbeit, Praktikum oder Vorstellungsgesprächen. Fahrrad-Spenden für Flüchtlinge gibt’s schon in vielen anderen Städten. „Wir haben das nicht aus dem hohlen Bauch ’raus geplant“, sagt Prekel.
Prüfung zur Verkehrssicherheit der Räder
So werden die gespendeten Räder auf Verkehrssicherheit und Hehlerware überprüft. Ab dem Oktober könne man sich auch eine Fahrrad-Abholung vorstellen. Um wenig Spenden machen sich die Grünen wenig Sorgen. In Oberhausen habe es schließlich bald Platzprobleme gegeben. Die vielleicht staubigen Fahrräder aus dem Keller und vom Dachboden werden an die Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften weiterverteilt. „Wir möchten ihnen die Teilhabe am normalen Leben so ermöglichen“, sagt Jürgen Prekel.
Die erste Spende ist schon da. Ein altes Pegasus-Kinderfahrrad steht bereits im Grünen-Büro an der Ebertstraße. Sattel und Gepäckträger sind ein wenig rostig. „Aber Klingel, Licht und Bremsen funktionieren“, sagt Jürgen Prekel. Mit der Aktion wollen die Grünen „kleine, schöne Zeichen setzen“.
Radfahrtraining mit der Verkehrswacht
Dabei haben die Initiatoren auch ein ganz wesentliches Problem bedacht. So können viele Flüchtlinge nämlich gar kein Fahrrad fahren. Gerade Frauen und Mädchen haben das oft nie gelernt. Gemeinsam mit der Verkehrswacht wolle man den Flüchtlingen das Radfahren bald beibringen. „Wir sind da in der Vorbesprechung“, sagt Prekel.
Tibi M. Saleh wird ab Oktober übrigens nur wenig Zeit zum Radfahren haben. Er hat schnell Deutsch gelernt und arbeitet nun als Informatiker in Oberhausen.
Stadt hat Konto für Spenden eingerichtet
Die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Gelsenkirchen ist nach wie vor ungebrochen, so teilt es die Stadt jetzt mit. Für die zahlreichen Geldspenden habe man nun ein Spendenkonto eingerichtet.
Das erste Geld ist auch schon eingegangen, heißt es von der Stadt weiter. So habe das Musiktheater im Revier (MiR) beim Theaterfest rund 800 Euro durch Plattenbörse und Kuchenverkauf eingenommen und für Flüchtlingskinder gespendet.
Mehr Infos gibt es im Internet
Zahlreiche Informationen zum Thema „Flüchtlinge“ in Gelsenkirchen sind ab sofort auch auf einer Internetseite der Stadt Gelsenkirchen abrufbar. Auf einer eigenen Seite finden sich auch Informationen über die Annahme von Sachspenden. Ein allgemeines Kontaktformular für Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen gibt es dort auch. Ein direkter Link von der Startseite führt zur Themenseite.
Kontodaten für Spenden: Sparkasse Gelsenkirchen, IBAN: DE62420500010101000774, BIC WELADED1GEK, Verwendungszweck: „Flüchtlingshilfe“.