Gelsenkirchen. In der Hundetagesstätte und -pension Canidos tummeln sich täglich völlig unterschiedliche Charaktere. Dauergebell? Fehlanzeige.
Spike ist aufgeregt. Seine Besitzerin ist da. Denise Hof hat Feierabend und holt ihren Huskymix aus der „Huta“ ab, der Hundetagesstätte Canidos. Seit November 2013 ist ihr Spike mindestens mittwochs Dauerbesucher. „Er hat Ansprache, vierbeinige Kumpels und ständig Leute um sich, die was von Hunden verstehen.“ Sie lacht. „Spike ist total sozialverträglich, der klebt immer an irgendeinem Bein.“ Jetzt an ihrem eigenen, weil er sich freut, dass er abgeholt wird.
Alltag in der Hundetagesstätte. Morgens werden 60 Vierbeiner gebracht, ab 15 Uhr wieder eingesammelt. Aber Canidos ist mehr, als Hunde-Tagesbetreuung. Canidos ist Ferienpension, Hundeschule – im Bedarfsfall auch Therapiestelle.
Tiere brauchen passendes Zuhause
Geschäftsführer und Tierpsychologe Ralph Brandt (44) und (Hunde)Ausbilder Andreas Grunenberg (52) stehen an der Spitze des Unternehmens, das vor vier Jahren auf einem alten Anwesen am Ende der Röhrenstraße in der Feldmark eröffnete. Und das inzwischen 13 Mitarbeiter beschäftigt – drei davon in der neuen Canidos-Filiale in Dortmund-Dorstfeld, die im Juli an den Start gegangen ist.
Die beiden Gründungsväter sind ausgesprochene Hundeversteher. Ob Kangal, Spitz, Boxer, Dobermann, Schäferhund, Australian Sheperd, Deutsche Dogge oder Dackel – hier verstehen sich die Vierbeiner prächtig. Lautes Dauergebell? Fehlanzeige. Anton, Nico, Hugo, Fred, die Dogge, oder der massige Vasco toben leise, beobachtet von „Prinzessin“ Leica auf dem Schuppendach und dem jungen Boxerrüden mit den hübschen, braunen Glubschaugen.
Hund als Sozialpartner des Menschen
Der Hund als Sozialpartner des Menschen gehört in ein passendes Zuhause. Da vertreten die beiden Hundeflüsterer eine klare Meinung. „Einen Hund kannst du nicht einfach nebenher laufen lassen“, sagt Ralph Brandt. Wer sich ein Tier anschaffe, müsse sich der Verantwortung bewusst sein und wissen, dass er für so ein Tier Zeit braucht. „Das ist fast so wie die Entscheidung fürs Kind“, betont er. Auch die Auswahl eines Partners auf vier Pfoten sei entscheidend. So rät er Hundeanfängern dringend davon ab, sich einen Welpen zuzulegen. „Das ist eine besondere Herausforderung.“ Mit zuweilen traurigem Ergebnis – wenn etwa ein Tier „durchgereicht“ werde, weil der Mensch mit der Hundeerziehung nicht klarkomme. Oder wenn der Hund lediglich ein „Mitläufer“ im Alltag sei. „Solche Hunde können sehr kreativ werden.“ Kissen oder sonstwas zerfetzen – kein Problem für des Menschen Kumpel, wenn er ständig Langeweile schiebt.
Brandt und Grunenberg selbst sind grade auf der Suche nach einem neuen Zuhause für Labrador-Mix Lilly, drei Jahre alt und sportlich. Will heißen: Wer sich für Lilly interessiert, sollte Zeit für Auslauf und Beschäftigung mit der kessen (nicht kastrierten) Hündin haben.
Einmal jährlich Impfpasskontrolle
Canidos steht nicht nur für Hundebespaßung und -betreuung. Hier wird z.B. Statistik geführt, etwa über Verletzungen. „Bei rund 2000 Betreuungen gibt es mal eine Verletzung beim Spielen“, sagt Brandt. Wenn ein Hund eine ansteckende Erkrankung hat, „ist das wie in der Kita: zuhause bleiben“. Andreas Grunenberg ergänzt: „Einmal im Jahr ist Impfpasskontrolle.“
Der Bedarf an „Huta“- und Pensions-Plätzen steigt und Canidos hat Expansionspläne. Bevor die Filiale in Dortmund eröffnet wurde, haben Brandt und Grunenberg lange gewartet. In Recklinghausen neun Monate ohne auch nur eine Antwort auf ihren Bauantrag. Der Standort ist aus dem Rennen. Auch in Dortmund mussten sie monatelang warten. Am geplanten Standort in Essen steht die Antwort noch aus. Brandt: „Das Grundproblem, das wir als Betrieb haben, sind die Ämter im Ruhrgebiet. Das ist eine Katastrophe.“ Offensichtlich denke man sich bei den Behörden, „wir machen etwas Exotisches“.
Hundebesitzer sollten es besser wissen – und finden hier Informationen: www.canidos.de oder 0209 15 77 032.
Hundeflüsterer arbeitet für Schweizer Stiftung mit Doggen
Seit November vergangenen Jahres arbeitet das Canidos-Team mit der Moiren-Stiftung von Eva Keller mit Sitz in der Schweiz zusammen. Unterstützung, Vermittlung, Aufnahme und Pflege von in Not geratenen Tieren, insbesondere Deutscher Doggen, ist das Hauptanliegen der 46-jährigen Stifterin. „Doggen, die schwierig sind, werden bei uns aufgenommen, gepflegt und erzogen“, sagt Ralph Brandt, als Tierpsychologe prädestiniert für diese Herausforderung.
Drei der edlen Rasse-Kolosse sind zurzeit bei Canidos daheim. Einer ist Jojo, der, wenn er nicht draußen in der Hundeschule tobt und lernt, im „Einzelzimmer“ untergebracht ist. Ein echter Prachtkerl. Wenn er und die beiden anderen Riesen fit sind, werden sie von der Stiftung in ein gutes neues Zuhause vermittelt.