Gelsenkirchen. Ein Taxifahrer rettete am Wochenende ein Kleinkind von den Bahngleisen an der Uechtingstraße in Gelsenkirchen. Sekunden später kam der Zug.

Gelsenkirchen ist um einen Helden reicher. Hätte ein Taxifahrer am Wochenende nicht geistesgegenwärtig reagiert, wäre ein Kleinkind wohl schwer verletzt, wenn nicht sogar getötet worden.

Doch von Anfang an: Michael Otte und Ralph Bartholomayczyk feierten nach dem Schalkespiel am Samstag in ihrer Stammkneipe an der Kurt-Schumacher-Straße in Schalke. Zusammen mit Fans aus Darmstadt beschlossen sie dann, auf einem Sommerfest weiter zu feiern und riefen sich ein Großraumtaxi. Als sie auf der Uechtingstraße unterwegs waren, schlossen sich die Bahnschranken, das Taxi musste stehen bleiben. „Das war so gegen 22 Uhr“, sagt Ralph Bartholomayczyk, Gründer des Schalke-Fanclubs „Kuzorras Enkel“. „Wir saßen im Taxi und haben da so vor uns hingealbert und auf einmal sehe ich etwas aus dem Augenwinkel.“ Denn plötzlich sahen die Männer, wie ein etwa zweijähriger Junge mutterseelenallein die Straße entlang spazierte – Richtung Gleise.

Kind stand auf den Gleisen

„Wir haben noch aus dem Auto raus nach dem Kleinkind geschrien, aber der kleine Stöpsel ist einfach durch eine Öffnung in der Bahnschranke marschiert und stand dann plötzlich mitten auf den Gleisen“, erinnern sich Michael Otte und Ralph Bartholomayczyk heute noch sichtlich geschockt. Plötzlich, so die beiden Zeugen, sei der Taxifahrer aus dem Auto gesprungen, huschte selbst unter der Absperrung durch und holte das Kind von den Gleisen. Nur wenige Sekunden später kam der Zug. „Wäre der Taxifahrer nicht vor Ort und so reaktionsschnell gewesen, dann wäre das Kind jetzt tot“, denkt Otte.

Eigentlich wollten die Schalker nach dem Vorfall sofort die Polizei anrufen, aber kurz darauf kam eine junge Frau, die das Kind kannte und zu ihren Eltern zurück gebracht hat. „Jetzt im Nachhinein ärgert man sich schon, dass man die Polizei nicht doch gerufen hat, denn wer lässt zu dieser Zeit ein Kleinkind alleine an so einer gefährlichen Straße entlanglaufen“, fragt sich Otte, der selbst Familienvater ist. „Eine Fahrerin hinter uns wollte auch eigentlich die Polizei verständigen, hat es aber wohl doch nicht gemacht.“

Kleinkind war unbeaufsichtigt

Dass bei der Polizei kein Notruf dieser Art eingegangen ist, bestätigt auch Polizeisprecher Torsten Sziesze. Aber er rät in solch einer Situation immer bei der Polizei anzurufen. „Solchen Dingen gehen wir natürlich ganz penibel nach“, so Sziesze. „Wir hätten die Eltern natürlich gerne gefragt, was ein Kleinkind um diese Uhrzeit unbeaufsichtigt auf der Straße zu suchen hat.“

Den mutigen Einsatz des Taxifahrers lobt Torsten Sziesze. „Er hat geistesgegenwärtig genau das Richtige gemacht“, so der Beamte. „Man muss natürlich aber auch schauen, dass man sich nicht selber in Gefahr bringt.“ Dies habe der Taxifahrer eindeutig getan. Deshalb wollten Michael Otte und Ralph Bartholomayczyk die Sache auch so nicht stehen lassen und haben die WAZ kontaktiert. Ihnen sei erst am nächsten Tag bewusst geworden, wie brenzlig die Situation wirklich war. Trotz intensiver Recherche durch die beiden Schalker und die Redaktion war der Taxifahrer nicht ausfindig zu machen. Deshalb sagen Michael Otte und Ralph Bartholomayczyk auf diesem Wege ein „Herzliches Dankeschön!“ für den selbstlosen Einsatz des stillen Helden.