Gelsenkirchen-Horst. Das St. Josef-Hospital in Horst zeigt Besuchern und Patienten die Handgriffe für die „Laien-Animation“. Leider trauen sich zu wenige, einen Menschen zu reanimieren. Doch nichts ist schlimmer, als gar nichts zu tun. „Laienhelfer leisten wichtige Vorarbeit”, sagt Oberärztin Martina Wilbers.
Der Bee Gees-Hit „Stayin‘ Alive“ („Am Leben bleiben“) aus den 70er Jahren kann Leben retten. Der Rhythmus des Liedes ist mit 100 Schlägen pro Minute ideal als Taktgeber für eine Druckmassage nach einem Herzstillstand. Leider trauen sich zu wenige, einen Menschen zu reanimieren, sagt Dr. Rainer Wendland, Chefarzt am St. Josef-Hospital in Horst. „Unsicherheit und die Angst, Fehler zu machen, sind bei vielen Menschen so groß, dass sie in solchen Situationen ratlos sind und nicht wissen, was sie tun können.” Aber nichts sei schlimmer, als gar nichts zu tun.
Für das St. Josef-Hospital ist die Teilnahme an der zweiten bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“ eine Premiere. „Alle sollen ein Gespür dafür bekommen, was es heißt, eine Herzdruckmassage durchzuführen“, so beschreibt der Mediziner das Ziel der Kampagne. Denn: Laienhelfer sind entscheidend für das Überleben bei einem Herzstillstand. Schirmherr der Woche ist Oberbürgermeister Frank Baranowski.
Acht Minuten überbrücken
Der Rettungsdienst ist in Deutschland nach durchschnittlich acht Minuten vor Ort, mitunter kann es noch länger dauern. Während das Herz auch nach 15 bis 20 Minuten wieder in Gang gebracht werden kann, überleben Gehirnzellen nur drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff. Danach ist das Hirn irreparabel geschädigt. „Die Laienhelfer leisten wichtige Vorarbeit”, sagt Oberärztin Martina Wilbers. Die richtige Versorgung in den ersten Minuten kann also Leben retten. Selbst ein Rippenbruch – bei älteren Menschen durchaus möglich – ist nicht so schlimm wie der Sauerstoffmangel für das Gehirn.
In Deutschland wird nur in 15 Prozent der Fälle eine Herzdruckmassage durch Laien begonnen, in Skandinavien führen 65 bis 75 Prozent der Bevölkerung sie im Notfall durch. Das ist wohl auch der dünnen Besiedlung geschuldet, gleichwohl will Deutschland das Thema jetzt offensiv angehen. Erst im Sommer hatte die Kultusministerkonferenz beschlossen, dass die Herzdruckmassage verpflichtend in den Schulunterricht ab Klasse 7 eingeführt wird. „Wenn wir die Generation Y für ein beherztes Drücken gewinnen können, haben wir viel gewonnen“, so der Chefarzt.
In der Aktionswoche vom 22. bis 26. September zeigt das St. Josef-Hospital die richtigen Handgriffe: 23. September, 9 bis 14 Uhr, im Haupteingang des Josef-Hospitals, am 24. September auf dem Marktplatz in Horst sowie von 16.30 bis 18 Uhr im Josef-Hospital (Anmeldung erforderlich unter 504 55 00). Die Teilnahme ersetzt nicht den Kurs für den Führerschein.
Marienhospital beteiligt sich ebenfalls
Auch das Marienhospital Ückendorf beteiligt sich erstmals an der Woche der Reanimation. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Reanimation am Marienhospital werden am Dienstag, 23., und Mittwoch, 24. September jeweils von 8.30 bis 15.30 Uhr interessierten Patienten, Besuchern und Mitarbeitern im Foyer des Krankenhauses an der Virchowstraße 135 erläutern und demonstrieren, welche Maßnahmen im Ernstfall bei einer Reanimation bei Erwachsenen und Kindern zu ergreifen sind.
Sie werden versuchen, vorhandene Vorbehalte und Berührungsängste abzubauen. Wer mag, kann unter professioneller Anleitung ein Reanimationstraining absolvieren. Ergänzend gibt es am Mittwoch, 1. Oktober, einen Vortrag zur Wiederbelebung bei Kindern und Erwachsenen, ab 18.30 Uhr im Mehrzweckraum des Kirchlichen Bildungszentrums für Gesundheitsberufe, Virchowstraße 118. Unter der Überschrift „Werde Lebensretter“ werden die Mediziner auch die Ursachen eines plötzlichen Herzstillstandes erläutern. Nach dem Vortrag wird ein kostenfreies Reanimationstraining angeboten.