Gelsenkirchen. Selbstversuch: Wie lange braucht man mit dem Auto, um die Baustelle an der wichtigen Achse zwischen dem Stadtnorden und -Süden zu umfahren? Mit kleinen Stopps in den Ferien eine Stunde.
Eine zentrale Nord-Süd-Achse ist die Bismarckstraße – zurzeit aber eine Dauerbaustelle und lästiges Nadelöhr für Einheimische wie Fremde. Die WAZ-Redaktion hat getestet, wie lange es dauert, bis man als Autofahrer den Engpass über die ausgeschilderte Umleitung überwunden hat. Der Gedanke dabei: Es sind Ferien, das Wetter gut, da dürften sich viele Menschen aufmachen, der Zoom-Erlebniswelt einen kurzweiligen Besuch abzustatten.
Eines noch vorweg: Es liegt auf der Hand, dass so ein Selbstversuch mehr Zeit in Anspruch nimmt – die Stationen wollen in Bildern, die eine oder andere Auffälligkeit per Notiz festgehalten werden. Wo andere durchfahren, werden von uns im Auto kleine Stopps eingelegt.
1. Startpunkt um 12.16 Uhr am Donnerstag ist die Bismarckstraße in Höhe der Hohenzollernstraße. Die Schranken des Bahnübergangs sind oben. Nichtsdestotrotz braucht das Auto bis zum Beginn der Umleitung 6 an der Aral-Tankstelle an der Ecke zur Bickernstraße gute zehn Minuten – gefühlt alle 50 Meter zeigt eine Ampel nach der anderen Rot – Verschleißtest für Zündung und Kupplung. Und die Nerven.
2. Über die breite Bickernstraße geht es weiter in Richtung der Kreuzung Reckfeldstraße. Auf einem Parkstreifen in Höhe des Consol-Geländes stehen immer noch zwei Wohnwagen. Arbeitsstätten von Prostituierten? Das hat in der jüngsten Vergangenheit zu vielen Beschwerden geführt, die Stadt ist darauf gegen das muntere Treiben vorgegangen. Augenscheinlich nicht mit ganz so viel Erfolg. Zur Mittagszeit ist aber nichts los an den Anhängern. Dafür umso mehr auf der Straße. Viele Lastkraftwagen donnern in Richtung Industriegebiet Schloss Grimberg und Autobahn A2. Ganz sicher kein Genuss für die Anwohner. 12.28 Uhr.
3. Von der Reckfeldstraße biegt das Auto ab in die Grimbergstraße. Hinter der Autobahnausfahrt Bismarck vermisst ein Ingenieurbüro die Höhe der Brücke über den stinkenden Hüller Bach neu – erschwerte Bedingungen. Die Emschertalbahn quert gerade mal nicht, auch kein Güterzug. Das verkürzt die Wartezeit, die locker eine halbe Zigarettenlänge erreichen kann. Nichtsdestotrotz geht es langsam voran. Selbst in den Ferien befahren viele Fahrzeuge die von Büschen und Bäumen gesäumte und eingeengte Strecke – meist im Schneckentempo, wenn Lkw die nahen Betriebsgelände ansteuern oder verlassen. Mittlerweile ist es 12.42 Uhr.
4. Kontrastprogramm am Hof Grimberg, wo Reiterin Lisa Burghardt ihre Runden dreht, während im Hintergrund Stahlfänge tonnenweise Schrott greifen, hörbar. Bauer Josef Ahmann, dessen Zaun ebenfalls kaputt gefahren wurde, wartet immer noch auf Schadensbeseitigung. „Die Versicherung will nur einen Teil bezahlen“, sagt er und zuckt genervt mit den Schultern. Anwälte sind eingeschaltet, Geduld gefragt. Letzteres auch für das letzte Wegstück. An ihrem Ende wird die Grimbergstraße von der Kreuzungsbaustelle zur Münsterstraße erneut schmal. Wieder heißt es, warten an einer roten Ampel, ehe es durch die Unterführung zurück auf die Bismarckstraße geht. Da ist es 13.11 Uhr.
5. Die Zoom-Parkplätze sind gut gefüllt, die Besucher schlendern zum Eingang.
6. Erneut hat ein Fahrzeug auf der engen Grimbergstraße einen Zaun beschädigt.