Gelsenkirchen. Der Biologe Jörg Jebram aus der Zoom Erlebniswelt kümmert sich intensiv um das Europäische Erhaltungszuchtprogramm und das europäische Zuchtbuch.

Warum gibt es überhaupt Zoos? Diese Frage wird den Mitarbeitern in der Zoom Erlebniswelt in Bismarck immer wieder gestellt. Sabine Haas, Sprecherin der Anlage, kennt die Antworten aus dem Effeff: „Wir hegen, pflegen und forschen, wir sorgen für Unterhaltung und wir engagieren uns für den Natur- und Artenschutz.“

Denn ohne Zoos wären einige Tierarten, wie das Nashorn, bereits ausgestorben oder akut vom Aussterben bedroht. Der Gelsenkirchener Zoo engagiert sich mit unterschiedlichen Programmen für den Artenschutz. In loser Folge stellt die WAZ einige dieser Projekte vor.

Zoom mit 22 Tierarten beteiligt

Der Diplom-Biologe Jörg Jebram zum Beispiel kümmert sich intensiv um das Europäische Erhaltungszuchtprogramm und das europäische Zuchtbuch. Letzteres sichert eine europaweite Dokumentation, wo welche und wie viele Tiere leben, und ermöglicht eine Zucht, die die genetische Vielfalt in den Zoos erhält und damit Arten schützt.

Jebram ist Zoomitarbeiter durch und durch: „Bei aller oft pauschalierten Kritik an Zoos wird meistens vergessen, dass wir uns sehr für den Tierschutz engagieren und dass jeder unserer Mitarbeiter immer auch ein großer Tierfreund ist.“

Jahrelange Erfahrungen mit Tierarten

Der 45-Jährige Diplombiologe sorgt in Gelsenkirchen unter anderem für die Führung des Europäischen Zuchterhaltungsprogramms (EEP) und des Europäischen Zuchtbuches (European Studbook ESB). Die Zoom Erlebniswelt beteiligt sich mit gleich 22 Tierarten an diesen beiden internationalen Programmen.

Als Beauftragter für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm hat Jörg Jebram stets alle Hände voll zu tun. Der 45-Jährige wissenschaftliche Mitarbeiter des Zooms führt penibel und kenntnisreich die Zuchtbücher, und das ehrenamtlich. Voraussetzung für ein solches Amt sind jahrelange Erfahrungen mit den Tierarten. Jebram führt das Zuchtbuch für Giraffen und das für die Großen Kundus, eine afrikanische Antilopenart.

350 Zoos nehmen teil

„Das Zuchtbuch für Giraffen listet im Moment Daten von 371 männlichen und 520 weiblichen Giraffen auf“, sagt Jebram. Die Zoom Erlebniswelt ist dabei eine von 16 Institutionen, die zehn oder mehr Giraffen halten. Der Zuchtkoordinator dokumentiert im Zuchtbuch Geburten, Todesfälle, Umzüge der Tiere, erstellt sozusagen einen Steckbrief für jedes Tier. Die Zucht wird am Ende so koordiniert, dass in den europäischen Zoos eine genetische Vielfalt garantiert ist.

Inzwischen gibt es 375 Tierarten, die durch die beiden Programme gemanagt werden. Rund 350 Zoos nehmen teil. „Noch längst nicht sind alle bedrohten Arten in solchen Programmen erfasst“, weiß Sprecherin Sabine Haas, ebenfalls Biologin, „aber ihre Zahl steigt.“

Genpool so vielfältig wie möglich erhalten

Streng geordnet reiht sich in den Regalen Zuchtbuch an Zuchtbuch. Ältere und aktuelle, alle Bände stehen griffbereit da in der Zoo-Verwaltung. Der Zoom beteiligt sich an zwei Europäischen Programmen.

Für das Europäische Zuchtbuch werden alle Daten der betreffenden Tierart von den teilnehmenden Zoos an einen zentralen Zuchtbuchführer weitergeleitet. Dieser hat so den Überblick über die Population dieser Art in den europäischen Zoos. Er gibt die Datensammlung regelmäßig als Zuchtbuch heraus. Er kann Empfehlungen hinsichtlich der Abgabe oder der Beschaffung von Tieren aussprechen. Das Zuchtbuch liefert eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die genetische Vielfalt einer Tierart aufrechterhalten bleibt.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm geht einen Schritt weiter. Der Koordinator einer Tierart erhält nicht nur alle Daten, sondern koordiniert auf dieser Grundlage auch die Zucht innerhalb der Zoo-Gemeinschaft: Wie in der Natur sollen sich alle Mitglieder der gemeinsamen Population miteinander fortpflanzen können, um den Genpool so vielfältig wie möglich zu erhalten. Deshalb gibt der Koordinator den Zoos vor, mit welchen Einzeltieren sie züchten sollen.