Gelsenkirchen. Die Aktion zur Erinnerung an Opfer des Nazi-Terror-Regimes beeindruckt deutschlandweit viele Menschen.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig kommt im August erneut nach Gelsenkirchen, um an verschiedenen Orten in der Stadt 20 neue, sogenannte Stolpersteine zu verlegen. An der Stolperstein-Aktion zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus gibt es immer wieder auch Kritik, vor allem von der jüdischen Gemeinde.
„Es gibt bessere Formen der Erinnerung“, sagt die Vorsitzende der Gelsenkirchener Gemeinde, Judith Neuwald-Tasbach. Gedenken sei immer wichtig, „aber die Stolpersteine-Aktion finde ich schwierig“. Das Problem aus ihrer Sicht: Die Steine sind im Boden eingelassen, Menschen laufen darüber und „treten auf die Namen der Ermordeten“. Außerdem sei auf einem einzelnen Stein, der zusätzlich im Laufe der Zeit dreckig werde, nicht genügend Platz für ausreichend Informationen über den Menschen.
Mehrere Projekte zu Stolpersteinen sind möglich
Gelsenzentrum-Leiter und Projektinitiator Andreas Jordan teilt die Kritik an den Stolpersteinen naturgemäß nicht. „Das kann ich nicht ernst nehmen.“ Allerdings könne ja jeder für sich entscheiden, was er bevorzuge, „mehrere Projekte, wie etwa Stolpersteine und Erinnerungsorte, können problemlos nebeneinander laufen“. Künstler Gunter Demnig wird deutlicher: „Diese Argumente finde ich unsäglich. Friedhöfe müssen auch mit Vogeldreck umgehen. So ist das halt.“
Schon vor der ersten Steinverlegung hatte es in Gelsenkirchen große Diskussionen gegeben. Zur Erinnerung: 2005 entschied sich der Rat nach langen Gesprächen zunächst gegen das Demnig-Projekt. Als Alternative galten damals die„Erinnerungsorte“ mit ihren ausführlichen Info-Tafeln. Knapp vier Jahre später verlegte der Künstler dann doch den ersten Stolperstein der Stadt. Heute sind es bereits mehr als 100 Objekte.
Finanzierung meist durch Spenden
Kritik gibt’s auch an den Kosten für die Stolpersteine. 120 Euro kostet ein Exemplar, meistens finanziert über Spenden. Etwa 10 Euro entsprechen dem Materialwert, vom Restgeld finanziert der Künstler Planungen, Herstellung, Werkzeuge, Fahrtkosten und Mitarbeiter. „Wir kommen zurecht“, sagt Demnig. „Reich werden wir damit aber nicht.“ Er sei an 267 Tagen im Jahr unterwegs, verlege mittlerweile Steine in 19 europäischen Ländern. Die Stadt stellt dem Künstler übrigens nur den Grund zur Verfügung, bereitet ihn vor. „Die Aktion ist willkommen“, sagt ein Sprecher. Eine finanzielle Unterstützung sei aber nicht notwendig.
An sieben Orten im Stadtgebiet von Gelsenkirchen wird Gunter Demnig am Freitag, 14. August 2015, weitere 20 Stolpersteine in das Pflaster der Gehwege einlassen.
Informationen über die Aktionen, über den zeitlichen Ablauf und über die Opfer, derer gedacht werden soll, finden sich im Internet auf der Seite www.stolpersteine-gelsenkirchen.de