Gelsenkirchen. Der jüdische Zeitzeuge Sally Perel erzählte in der Ev. Gesamtschule Bismarck aus seinem Leben und aus seinem Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“. Er stieß bei den Schülern auf große Aufmerksamkeit.
Vor der Schule steht eine Gruppe Jugendlicher. „Na, wollen Sie mal einen Juden sehen?“ ruft einer der Chronistin hinterher. Ob witzig gemeint, ob höhnisch oder provozierend? Fest steht: Während der fast zweistündigen Lesung des israelischen Autors Sally Perel in der Evangelischen Gesamtschule Bismarck blieb es mucksmäuschenstill und höchst konzentriert im Auditorium.
Die rund 300 Schüle rinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 lauschten gebannt den Erzählungen des Mannes, der das Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“ geschrieben hat. Während der Veranstaltung hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können.
Für ein friedliches Miteinander
Sally Perel, ein wacher, agiler Mann von bald 90 Jahren mit einer unglaublichen Geschichte, die er nicht müde wird zu erzählen. Er ist als einer der wenigen Überlebenden des Holocaust einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen, und er hat eine Mission: „Solange mich meine Füße tragen, werde ich werde ich dafür kämpfen, die Wahrheit zu erzählen über das, was damals in Nazi-Deutschland passiert ist.“ Und um gegen die Auschwitz-Lüge, die immer mal auftauche, anzukämpfen. „Wer behauptet, Auschwitz habe es nicht gegeben, ist entweder ein Dummkopf oder ein Verbrecher.“ Perel weiß, gerade die Jugend, die er oft als „meine lieben, jungen Freunde“ anspricht, hört ihm gut zu.
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Sally Perel, 1925 als Salomon in Peine in eine streng gläubige Rabbiner-Familie hineingeboren, erzählt seine Lebensgeschichte nicht anklagend, sondern mahnend, warnend. Er spricht ruhig, aber eindringlich, er überzeugt als Zeuge eines düsteren Kapitels deutscher Geschichte, weil er weiß: „Geschichte ist die beste Lehrmeisterin.“ Perel überlebte den Holcaust, weil er sich der Wehrmacht gegenüber geistesgegenwärtig als „Volksdeutscher“ bezeichnet hatte. Er wurde Hitlerjunge, an einer Eliteschule in Braunschweig, ohne als Jude entdeckt zu werden. Ein nervenaufreibendes Versteckspiel, ein Leben in Angst: „Das waren nicht vier Jahre, sondern vier Ewigkeiten.“ Bis heute lebe er mit einer gespaltenen Seele, weil er Opfer und Täter zugleich war.
Und immer wieder mahnte der Gast aus Israel, der heute in der Nähe von Tel Aviv lebt: „Tut alles für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen.“ Vier Wochen lang tourte der Autor, dessen Buch auch verfilmt wurde, durch Deutschland: „Ich komme gerne hierher, liebe die deutsche Jugend und sie liebt mich.“ Viele Mails bekomme er, und Freundschaftsanfragen. Lachend: „Ja, ich bin auch auf Facebook.“ Viele Bücher muss Perel am Ende signieren, Fragen im direkten Gespräch beantworten. Fabienne (16) fand die Veranstaltung toll. Sie hat bereits in der Klasse den Film gesehen: „Jetzt will ich auch noch das Buch lesen.“ Aron (15): „Ein interessanter Erzähler. Schön, dass wir die Wahrheit aus erster Hand erfahren können.“