Gelsenkirchen. Zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit Bauprojekten des Automobilclubs in Gelsenkirchen will sich ADAC-Funktionär Klaus-Peter-Reimer nicht äußern.

Ein Deal unter alten Freunden, so scheint es, hat zum Abgang des Gelsenkirchener ADAC-Funktionärs Klaus-Peter-Reimer beigetragen.

Zu den Vorwürfen, Bauaufträge für zwei Bauprojekte des Automobilclubs in Gelsenkirchen und Hagen nicht korrekt vergeben zu haben, wird sich der 62-Jährige Reimer vorerst selbst nicht äußern. Das machte Donnerstag Dr. Peter Meintz, der Pressesprecher des ADAC Westfalen deutlich. Etwa 15 Millionen Euro sollen beide Bauprojekte zusammen kosten. Mit den Voruntersuchungen und Planungen ist nach Recherche der „Süddeutsche Zeitung“ der Bueraner Architekt Dr. Christian Schramm beauftragt worden.

Reimer war Vizepräsident und Schatzmeister des ADAC, führte den Regionalclub Westfalen und lange auch die Motorsportabteilung im Polizeisportverein Gelsenkirchen. Hier war er bei Klassiker-Rundfahrten gemeinsam aktiv mit Schramm. Der Architekt, in der Stadt vertreten mit Stadtbild-prägenden Großprojekten an der Domplatte in Buer und auch auf dem Margarethe-Zingler-Platz in der Altstadt, ist ein Freund aus Jugendtagen. Ein aktuelles Projekt an der Sellhorststraße – das dortige Fina-Parkhaus soll einem Wohn und Geschäftshaus mit der Deutschen Bank als Ankermieter – weichen, wurde nun offenbar zu einem Stolperstein für Reimer. Nach Presseberichten gehört der ADAC zum Finanzinvestoren-Kreis für den Neubau, der vom Architekturbüro Schramm, Fronemann und Partner entwickelt wird. Der Bauantrag sei noch nicht gestellt, er selbst habe noch keinen Architektenvertrag unterschrieben, erklärte Schramm im Februar gegenüber der WAZ. Für die Stadt war das Projekt im Frühstadium lediglich eine Absichtserklärung. Entscheidendes hat sich seither öffentlich nicht getan.

Ein Ausschuss und Gutachter sollen jetzt die Hintergründe klären

Zu dem Projekt in Gelsenkirchen, so Pressesprecher Meintz, werde es seitens des ADAC keine Bestätigung oder Stellungnahme geben. Für die WAZ war Christian Schramm aktuell nicht zu erreichen. Gegenüber der „Süddeutsche Zeitung“ bezog er Stellung: Die Freundschaft zu Reimer sei nie in geschäftliche Kumpanei ausgeartet. Der Auftrag sei der erste gewesen, den er als Architekt vom ADAC erhalten habe, Reimer daraus einen Strick zu drehen, sei „völlig aus der Luft gegriffen“, wird er zitiert,

Mittwoch legte der 62 jährige Reimer seine Ämter nieder, „um Schaden vom ADAC abzuwenden“. Als Schuldeingeständnis mag Meintz den Rückzug nicht deuten. Ein Ausschuss und Gutachter sollen jetzt die Hintergründe klären. „Wir werden wohl erst in vier Wochen einen endgültigen Bericht bekommen. In dem Rahmen wird auch geprüft, ob Schaden entstanden ist“, so Meintz.

Affärenjahr 2014

Nach dem Affärenjahr 2014 hatte der ADAC seine hausinternen Regeln für ethisch einwandfreies Wirtschaften überarbeitet. ADAC-Mitarbeiter können anonym mögliche Verstöße einer Anwaltskanzlei melden. Gut 100 Meldungen hat es laut Meintz gegeben, „davon sind 16 relevant“. Auch Reimer geriet offensichtlich ins Raster.

Finanzmittel in Immobilien anzulegen, ist für den ADAC auch angesichts der dauernden Niedrigzinsphase „ein ganz normales Verfahren. Da geht es uns nicht anders als jedem Privatmann. Wir suchen nach vernünftigen Anlagemöglichkeiten“, so Pressesprecher Meintz. Rendite zu erzielen, diene auch dazu, die Mitgliedrebeiträge stabil zu halten und Stellen zu sichern. Fast 200 in 17 Geschäftsstellen sind es beim ADAC Westfalen.