Gelsenkirchen/Hagen. . Der westfälische ADAC-Präsident Klaus-Peter Reimer soll in Gelsenkirchen und Hagen millionenschwere Bauaufträge ohne Ausschreibung vergeben haben. Am Mittwoch trat er zurück.

Europas größter Automobilclub ADAC kommt nicht zur Ruhe: Nach Vorwürfen, er habe millionenschwere Bauaufträge in Gelsenkirchen und Hagen nicht ordnungsgemäß ausgeschrieben, ist am Mittwoch der Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer zurückgetreten.

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Der 62-jährige pensionierte Steueramtsrat ist im Ruhrgebiet kein Unbekannter. Seit 2010 führt er den mit 1,3 Millionen Mitgliedern mächtigen ADAC-Regionalclub Westfalen. Reimer ist gebürtiger Gelsenkirchener und in der Stadt verwurzelt.

Als der Regionalclub 2013/2014 nach Geldanlagemöglichkeiten Ausschau hielt, fiel die Wahl auf mehrere Immobilienprojekte. In Hagen sollten auf dem Gelände der ADAC-Geschäftsstelle nach Angaben eines Sprechers des Regionalclubs barrierefreie Wohnungen gebaut werden.

In Gelsenkirchen sei dem ADAC ein „Investitionsprodukt“ angeboten worden. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ soll es sich dabei um ein Wohn- und Geschäftshaus sowie ein Seniorenheim handeln.

Bauprojekte im Wert von 15 Millionen Euro

Bundesweit legt der Automobilclub sein Geld in Immobil ien an, zumal die Zinsen im Keller sind. „Damit wollen wir die Mitgliedsbeiträge stabil halten“, sagte Peter Meintz, Sprecher des Regionalclubs Westfalen, unserer Redaktion.

Über ein Hinweisgeber-System, das der ADAC nach den Anfang 2014 bekannt gewordenen Skandalen etwa um Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ installiert hat, wurde jetzt der Vorwurf laut, dass Riemer als Regionalclub-Präsident Bauaufträge der 15 Millionen Euro schweren Projekte im Ruhrgebiet ohne Ausschreibung vergeben haben soll. Nutznießer soll ein befreundeter Architekt sein, mit dem Riemer häufiger an Oldtimer-Rallyes teilnimmt.

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Nachdem der Vorwurf bekannt geworden war, trat Riemer von allen Ämtern zurück, um „Schaden vom ADAC“ abzuwenden, wie der Automobilclub erklärte. Zu den Anschuldigungen äußerte sich Riemer zunächst nicht.

Die Untersuchung hat nach Angaben von ADAC-Sprecherin Marion-Maxi Hartung der Compliance-Ausschuss des Clubs eingeleitet, der Ende Juni seine Arbeit aufgenommen hatte. Das Gremium soll mögliche Unregelmäßigkeiten von ADAC-Mitgliedern überprüfen. Dem Ausschuss, so Hartung, lägen aktuell 103 Hinweise vor. Bei vier Hinweisen seien kleinere Rechtsverstöße festgestellt worden, 16 seien noch in Bearbeitung, darunter der gegen Riemer.

Die Untersuchungen des westfälischen Falls habe ADAC-Präsident August Markl persönlich in Auftrag gegeben, erklärte der Club. Markl ist seit Frühjahr 2014 im Amt und hat ein umfassendes Reformprogramm auf den Weg gebracht. Markl ist Nachfolger von dem aus Mülheim stammenden Peter Meyer, der im Zuge der ADAC-Skandale im Februar vergangenen Jahres zurückgetreten war.