Gelsenkirchen. . Der angehende Student Urs Kessler stellt im Awo-Begegnungszentrum seine Fotografien aus. Themenschwerpunkt Krieg in der Welt. Vernissage am 8. Mai.

Die winzigen Soldaten aus Plastik waren vor einigen Jahren ein gängiges Spielzeug in deutschen Kinderzimmern. Statt „Krieg zu spielen“, hat sich Urs Kessler (19) die grünen Männchen seiner Eltern geschnappt und sie fotografisch inszeniert.

Die Bilder, die dabei entstanden sind, zeigen auf simple und zugleich ergreifende Weise das Leid und die Ausmaße von Kriegen und Konflikten ferner Staaten. „Durch die Übertragung in für uns bekannte Alltagssituationen, möchte ich gleichzeitig verdeutlichen, dass wir alle Teil davon sind“, erklärt der junge Künstler.

Idee mit Spielsoldaten von der Mutter

Auf die Idee mit den Spielfiguren brachte ihn seine Mutter.

„Ich habe ihr erzählt, dass ich etwas zum Thema Krieg machen möchte, da kamen ihr schnell die Figuren in der Abstellkammer in den Sinn. Das passte perfekt. Einige habe ich angemalt, um die verschiedenen Fronten darzustellen.“

Ende letzten Jahres begann der 19-Jährige dann die Plastik-Armee in verschiedenen Kulissen zu fotografieren. „Ich habe vorher ausgiebig recherchiert und war oft überrascht, ich hoffe das werden die Besucher auch sein und erkennen, dass die Probleme allgegenwärtig sind. Mich hat die intensive Auseinandersetzung sehr berührt, dieses Gefühl möchte ich auch transportieren.“

Geschichten von Krieg und Flucht

Ukraine, Irak, Afghanistan, Mali, Nordkaukasus, Kongo, Nigeria, Somalia, Südsudan, Syrien, Zentralafrika. Diese Länder sind Teil der Fotoreihe. Die Miniatur-Kämpfer, mitten im deutschen Alltag drapiert, erzählen die Geschichte ihrer getöteten Zivilisten, ihrer Kindersoldaten, ihrer Flüchtlinge.

„Mein Lieblingsbild ist das mit dem Titel Südsudan. Es war die erste Idee, die mir sofort in den Kopf kam. Dort herrscht auch nach der Unabhängigkeit vom Sudan noch ein erbitterter Kampf um die Ölfelder.“ Das Bild zeigt die kleinen Soldaten vor einer Tankstelle, bereit diese zu stürmen.

Broschüre zur Ausstellung

Zu der Ausstellung hat Kessler auch eine Broschüre angefertigt. Hier erklärt er seine Gedanken zu den einzelnen Bildern oder unterstreicht die Darstellung durch Anekdoten. „Zusätzlich gibt es insbesondere für Schüler ein Quiz. Ich hoffe sehr, dass auch viele junge Leute vorbeischauen.“

Urs Kessler ist Mitglied der Awo-Jugendgruppe „think forward - create future“, die den jungen Künstler nach zwei Filmprojekten, nun auch bei der Umsetzung dieser Vision unterstützt hat. „Die Bilder sind ehrlich und ohne Fingerzeig. Es gibt keine vorgeschriebene Deutungsweise, aber sie regen stark zum Nach- und vielleicht auch Umdenken an. Das finde ich beeindruckend“, so Rutgart Siegler, Awo.