Gelsenkirchen.

Diese Reise verspricht Spannung, virtuelle vor allem: Der Kunstverein Gelsenkirchen setzt sich mit einem außergewöhnlichen Projekt auf die Schienen der Emschertalbahn

So wird die nächste Ausstellung auch nicht für museale Räume konzipiert, sondern für Bahnhöfe und Züge. Kunst im Vorbeifahren, aber nicht ohne Smartphone.

Ohne QR-Codes läuft nichts

Drei Künstlerinnen setzten sich mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft der ehemaligen niederländisch-westfälischen Bahnstrecke von Gelsenkirchen-Bismarck nach Winterswijk auseinander.

Mit ins Boot stiegen für das ambitionierte Bahnprojekt „Kunstpassage Emschertalbahn“ der Herner Förderverein Unser Fritz ⅔, der Dorstener Kunstverein Virtuell-Visuell und die Kulturinitiative Emscher-Lippe. Schon seit 2008 setzt sich der Gelsenkirchener Kunstverein mit dem Thema Infrastruktur in der Region auseinander, verfolgte zum Beispiel den Weg von Flüssen und Bachläufen. Nach den Aktionen „Gahlenscher Kohlenweg“, „Kohlen-Kunst-Transfer“ und „Kunst bewegt Räume“ liegt der Fokus diesmal auf dem Weg, den die Eisenbahn durch die Region nimmt.

Motto „Schnelle Antwort“

Das Duo Brigitte Stüwe aus Dorsten und Christa Zenzen aus Gladbeck widmet sich unter dem Motto „Schnelle Antwort“ dem Versuch, Zugreisenden die Augen zu öffnen: für das, was sie beim Blick aus dem Fenster sehen und für die Geschichte der Bahnlinie. Die beiden Künstlerinnen werden in allen Wagen der Emschertalbahn QR-Codes in Form von Folien aufkleben.

Was auf den ersten Blick wie ein abstraktes Gemälde wirkt, ist in der Tat voll funktionstüchtig. Mit Hilfe solcher Codes können sich Reisende per Smartphone weitere Informationen aufs Handy laden. Jeder Code öffnet für einen Zeitraum von vier Wochen zweimal täglich unterschiedliche Dateien. Brigitte Stüwe: „Mal ist ein literarischer, philosophischer oder historischer Text zu sehen, mal ein Foto, mal ein Gedicht.“ Das Ziel der Aktion, so Stüwe: „Die Reisenden können so ihre Fahrzeit sinnvoll nutzen und das Bahnfahren und die Region neu für sich entdecken.“

Die Recklinghäuser Künstlerin Danuta Karsten wählt für ihr Projekt „Raumquerung“ ebenfalls einen virtuellen Ansatz. Sie markiert temporär mit Sprühkreide die Bahnhöfe mit signalfarbenen, orangenen Punkten auf dem Boden. Ebenfalls über QR-Codes kann sich der Interessent dann weitere Bilder aufs Handy laden. Fotos, auf denen bunte Seetonnen in den jeweiligen Bahnhof montiert wurde. Die Bojen erinnern an die einstigen Ziele der Emschertalbahn: die Seehäfen von Rotterdam und Amsterdam. Das interaktive Projekt will die ursprüngliche Güterverkehrstrecke wieder ins Bewusstsein zurückholen. Die Aktion startet am 5. Mai am Hauptbahnhof Wanne-Eickel.