Gelsenkirchen. Das Ballett im Revier feiert am 9. Mai Premiere der Produktion „Sweet tragedies“ mit drei Chreographien.

Beim Wort Tragödie, da denkt der Theaterbesucher für gewöhnlich an opulente, schicksalsschwere Katastrophen, an das furiose Scheitern von vermeintlichen Helden, da schleicht sich unweigerlich der Gedanke an Tragik, Trauer und Tod ins Gehirn. Das Ballett im Revier aber verspricht für seine nächste Premiere am 9. Mai um 19.30 Uhr im Musiktheater überraschenderweise „Sweet tragedies“ – süße Tragödien. Ein augenzwinkernd doppeldeutiger Titel.

Und ein Abend mit einem für Gelsenkirchen bislang ungewöhnlichen Konzept: Gleich drei Einakter von drei Choreographen von Weltklasse mit ganz unterschiedlichen Bewegungssprachen kommen unter dem gemeinsamen Übertitel auf die Bühne des Kleinen Hauses.

Neukreation um Licht und Schatten

Ballettchefin Bridget Breiner holte sich für die neue Produktion gleich zwei hochkarätige Gäste ins Haus: Zum einen den amerikanischen Ballettintendanten und Chefchoreografen des Nationaltheaters Mannheim, Kevin O’Day, zum anderen den prominenten Haus-Choreografen des renommierten Nederlands Dans Theater aus Amsterdam, Marco Goecke.

Das Tanztriptychon wird gleich mit einer Uraufführung eröffnet. Kevin O’Day spielt in seiner Choreografie „... with the lights on“ mit Licht und Schatten, mit Helligkeit und Dunkelheit. Ein Quartett aus vier Tänzern trifft auf ein Quartett aus vier Schlagzeugern.

Die Musik komponierte als Auftragsarbeit Julia Wolfe, die erst kürzlich mit dem Pulitzer Music Price ausgezeichnet worden ist. O’Day, der bereits am MiR probt: „Es wird ein Spiel aus Licht und Bewegung sein und mit unterschiedlichen Mitteln aus Lichtdesign, Sound, Kostümen und Tanz. So werden wir den Prozess des Lebens zeigen.“ O’Day verbindet klassisches und zeitgenössisches Bewegungsvokabular zu einer ganz eigenen Ästhetik, einer eigenen Handschrift.

Tanz zwischen schwarzen Ballons

Danach setzt sich Bridget Breiner zum wiederholten Male auf die Spuren von William Shakespeares mörderischer Tragödie „Othello“. Breiner über ihre Choreografie „The Tragedies of Othello“: „Diesmal liegt mein Fokus vor allem auf dem Gegenspieler Jago, aus dessen Perspektive wir erzählen.“

Die Tänzer werden nicht nur dem Mord, sondern auch der unzerstörbaren Liebe von Desdemona zu Othello nachspüren. Während die Rahmenteile eher abstrakt wirken, verspricht vor allem der Mittelteil klassisches Handlungsballett. Das fünfköpfige Ensemble wird zur Musik von Pablo de Sarasate und Henryck Górecki tanzen.

Eine bildgewaltige Choreografie

Zum Abschluss schließlich kommt mit „Sweet Sweet Sweet“ eine bildgewaltige Choreografie auf die Bühne, bei der sich die Tänzer erst ihre Bewegungsfläche erobern müssen. Diese wird übersät sein von Hunderten von nachtschwarzen Luftballons. Breiner: „Man wird die Tänzer nicht nur sehen, sondern ihre Bewegung auch hören.“ Eine Choreographie, die zu den Repertoire-Hits in Stuttgart zählt.

Was die drei vermutlich bittersüßen, auf jeden Fall aber sehr unterschiedlichen Werke eint? Für Ballettmanager Florian König ist es ihre einzigartige, ganz besondere Poesie.