Gelsenkirchen. Das Ballett im Revier setzte bei der Jam Session Shakespeare-Motive in experimentellen Tanz um.
Ob Dichter und Denker, Musiker, Maler oder Literaten: William Shakespeares Werk inspiriert seit Jahrhunderten Künstler unterschiedlicher Genres zum kreativen Dialog.
Das Ballett im Revier widmete dem Meister des geschliffenen Wortes nun einen ganzen Abend ohne Worte. Allein mit der intensiven Ausdruckskraft ihrer Körper setzten sich in der Jam Session VI am Mittwoch und Donnerstag zwölf Tänzerinnen und Tänzer im kleinen Haus des Musiktheaters beredt mit Werkmotiven des englischen Meisters auseinander.
Die Jam Session, eine lohnende Reihe abseits der großen Produktionen, bot zum nunmehr zweiten Mal jungen Tänzern des Balletts die Chance, sich dem Publikum auch als Choreographen mit vor allem experimentellen Miniaturen vorzustellen. Nicht einzelne Dramen, sondern Motive wie Liebe, Rache, Freundschaft und Eifersucht nutzten die jungen Tänzer als Inspirationsquelle für ihre Choreographien und Improvisationen. Dramatische Gefühlszustände beschworen die Künstler, der direkte Bezug zu Shakespeare erschloss sich dabei nicht unmittelbar.
Ein lohnender Einblick
Tänzerisch dynamisch, stilsicher und facettenreich im Formenkanon spürten sie vor allem den Stimmungen von Shakespeare-Dramen nach, den düsteren und dramatischen, melancholischen oder komödiantischen. Zu Shakespeare-Vertonungen von Rossini (Otello), Prokofiev (Romeo und Julia) oder Britten (nach einem Shakespeare-Sonett) tanzten zum Beispiel Rita Duclos, Ayako Kikuchi und Valentin Juteau ein Eifersuchts- und Liebesdrama unter Decken nach einer Choreografie von Valentin Juteau und Georgios Kolios. Mit „Donne“ konstruierte Fabio Boccalatte ein magisches Kaleidoskop unterschiedlicher Paarkonstellationen.
Zwischendurch begleitete Gitarrist Udo Herbst live Improvisationen der Tänzer zur Musik von John Dowland. Ein lohnender Einblick ins kreative Potenzial der Compagnie. Viel Beifall!