Gelsenkirchen. Der Erlös der dritten Internationalen Benefizgala des Balletts im Revier fließt in Kinderprojekte der MiR-Stiftung. Ballett-Chefin Bridget Breiner gewann Spitzentänzer.
Hundert Jahre Tanzgeschichte im Schnelldurchlauf: Ob auf Spitze oder barfuß, ob im schwanenweißen Tutu oder in hautengen Boxershorts, ob klassisch oder hochmodern, was die Tänzerinnen und Tänzer der dritten Internationalen Benefizgala des Balletts im Revier an Tanzkunst zelebrierten, war so überbordend facettenreich wie überzeugend hochkarätig.
Weltklassetänzer und Spitzenchoreografen servierten mit ihrer jeweils ganz eigenen Handschrift und Körpersprache am Freitagabend im Musiktheater im Revier glänzend die ganze Bandbreite der hohen Tanzkunst von reinster Klassik über Folklore bis zur Avantgarde.
Erlös fließt in Kinderprojekte
Das Publikum, es liebt diese ausgesprochen energiegeladenen Kostproben, dieses Kaleidoskop aus kraftvollen, leidenschaftlichen, aus virtuosen Choreographien: Ein nahezu ausverkauftes Haus stand am Ende Kopf und jubelte den Akteuren auf der Bühne zu.
Durchaus wesentlich an diesem ganz besonderen Abend, denn alle Künstler traten ohne Gage auf, so dass ihr sprichwörtliches Brot tatsächlich der Applaus war. Der Erlös aus dem Verkauf von Eintrittskarten und den von hübsch verkleideten Statisten eingesammelten Spenden fließt komplett in die Kinderprojekte der Stiftung Musiktheater im Revier. Was die Stiftung „aus Liebe zur Musik“, so das Motto, mit dem Geld unter anderem macht, das dokumentierte eine kurze, aber beeindruckende Videoeinspielung mit Szenen aus Projekten wie „Oper aus dem Koffer“ oder „Mission: possible“.
Sterbender Schwan als "großes Geschenk"
Die kurzweilige, dreistündige Glamourgala, zu der das Publikum über den roten Teppich flanieren durfte, moderierte Generalintendant Michael Schulz gewohnt launig, kenntnisreich und humorvoll. Die US-amerikanische Ballettchefin Bridget Breiner gewann für die dritte Gala vor allem Spitzentänzer aus London und aus Stuttgart, wo sie selbst zuletzt als Primaballerina große Erfolge feierte.
Beide Programmteile starteten klassisch. Bridgett Zehr und Alexander Zaitsev demonstrierten mit Parade-Pirouetten, kraftvollen Sprüngen und elegant-galanten Drehungen beim Pas de deux aus „Coppélia“ die hohe Schule des Balletts. Und den „Sterbenden Schwan“ mal nicht in einer albernen Faschingsversion, sondern in der berührenden und technisch hochkarätigen Darstellung von Primaballerina Bridget Zehr zu erleben, das empfand selbst Intendant Schulz als „großes Geschenk“. Ein ganz anderes Geschenk in Form eines stattlichen 5000-Euro-Schecks gab es schließlich auch für die Stiftungsarbeit vom Rotary-Club, überreicht von Dr. Peter Bottermann.
Federleicht zappelnde Miniatur
Brennende Leidenschaft vertanzten mit „Burning“ Nancy Nerantzi und Liam Riddick nach einer Choreografie von Martin Lawrance. Maurus Gauthier interpretierte hinreißend athletisch und gleichermaßen witzig die Choreografie „Ballet 101“ zum Rhythmus der Anweisungen eines Ballettmeisters.
Witzig und spritzig die Miniatur „Ring them bells“ (unter der Choreografie von Marco Goecke), die dann Ayako Kikuchi und Alexander Zaitsev federleicht zappelnd zur Musik von Liza Minelli zeigten.
Verneigung vor verstorbenem Baumeister
Außergewöhnlich fiel das leidenschaftliche Solo von Benvindo Fonseca aus dem Rahmen mit seiner Mischung aus Fado-Klängen, Schuberts Ave Maria und Mozart-Melodien. In „Kazimir’s Coleurs“ zeigten Ballett-Chefin Bridget Breiner und Alexander Zaitsev elegante und kraftvolle Formen von Anziehung und Abstoßung.
Und zum großen Finale verneigte sich die Gelsenkirchener Compagnie in einer frischen, spielerischen Uraufführung schließlich vor dem verstorbenen Baumeister des Musiktheaters im Revier, Professor Werner Ruhnau. Für den dann am Sonntagvormittag eine bewegende Gedenkfeier im Großen Haus des Musiktheaters stattfand.
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