Gelsenkirchen. Beratung für Schüler bietet die Fachmesse „vocatium Ruhrgebiet“, die an zwei Tagen im Wissenschaftspark stattfindet. Rund 1800 Schüler aus 32 Schulen der Region besuchten sie an zwei Tagen.
„Abi fertig! Jetzt endlich was Handfestes. Studieren kann ich später noch“ heißt es provokativ auf der Info-Tafel der Handwerkskammer Dortmund im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße. Er verdeutlicht den Trend in der Wirtschaft, die mehr Auszubildende als Uni-Absolventen mit Bachelor-Abschluss haben möchte.
Nur, die weiterführenden Schulen spielten nicht mit, beklagt Jörg Hamann, Ausbildungsstellenvermittler und Berater für Abiturienten und Studienabbrecher bei der Handwerkskammer. „Wir versuchen verzweifelt, in die Schulen hereinzukommen, stehen aber vor verschlossenen Türen.“
Berufskolleg ist gefragt
Aber selbst an Schulen, in denen gezielt auf berufliche Ausbildungswege hingearbeitet wird, ist die Resonanz dürftig. „Der am meisten nachgefragte Bildungsgang bei den Schülern ist das Berufskolleg“, beschreibt Georg Wiese, Berufswahlkoordinator an der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bochum die Tendenz. Er führt das auf die „immensen Hemmungen der Schüler vor Bewerbungen“ zurück. „Die Schule ist ihnen vertraut.“
Beide Aussagen machen deutlich, wie wichtig die frühe Kontaktaufnahme der Schüler zu potenziellen Arbeitgebern ist. Beratung für Schüler bietet die Fachmesse „vocatium Ruhrgebiet“, die an zwei Tagen im Wissenschaftspark stattfindet. Das besondere (und erfolgreiche) Konzept der Messe, die unter der überregionalen Schirmherrschaft von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka steht: Die Schüler vereinbaren im Vorfeld über ihre Schule verbindliche Gesprächstermine mit den Ausstellern. 16 Unternehmen (von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe bis zum Zoll West), 24 Hochschulen (vier davon aus dem Ausland), vier Fachschulen und Akademien sowie fünf Beratungsinstitutionen standen für Gespräche bereit. An zwei Tagen kamen 1800 Schüler von 32 Schulen aus dem Ruhrgebiet. 4300 Termine für jeweils 20-minütige Gespräche wurden vergeben.
Medizinstudium steht unangefochten auf Platz 1
63 Prozent dieser Schüler besuchen eine Oberstufe. Das erkläre auch den Überhang von Hochschulen auf der Messe, so Britta Schneider vom Institut für Talententwicklung. Anhand der Anmeldungen wurden drei „Toptrends“ bei den Schülern deutlich: Schüler interessieren sich für einen Auslandsaufenthalt. – Das Medizinstudium steht unangefochten auf Platz 1. – Die Nachfrage nach dem Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ist groß.
„Es hat ‘was gebracht“, findet Andre Graaf (15), sich direkt bei der IHK über mögliche Berufsfelder informieren zu können. Die Praktiker freuen sich über die Gelegenheit, eigene Erfahrungen weiterzugeben: „Die Schüler sind sehr gut vorbereitet, haben gezielte Fragen“, sagen Jana Kutzki und Philip Schiewer, die einst selbst ihre Ausbildung bei der Kassenärztlichen Vereinigung machten.