Gelsenkirchen. . 74.000 Unterschriften hat die Volksinitiative „G9 Jetzt“ landesweit gesammelt und der Ministerin übergeben. In Gelsenkirchen scheint sich die Aufregung um G8 gelegt zu haben.

Das Schalker Gymnasium ist eine von landesweit zehn Schulen, die am Modellversuch zur Beibehaltung von „G9“ (neunjähriges Gymnasium) teilnehmen. Seit dem Jahr 2005 ist in NRW allgemein die Schulzeit am Gymnasium auf acht Jahre verkürzt, die Volksinitiative „G9 Jetzt!“ hat am Montag der Schulministerin eine Liste mit 74 000 Unterschriften für die Wiedereinführung einer neunjährigen Gymnasialzeit überreicht.

Erstaunlicherweise gab es am Schalker Gymnasium keine Unterschriftenliste dazu. Dr. Michael Schütz, Vorsitzender der Elternschaft: „Vielleicht hat es damit zu tun, dass bei uns ja ohnehin G9 praktiziert wird.“ Schalker-Schulleiter Wilhelm Derichs, der in den laufenden Modellversuch eingestiegen war und selbst kein erklärter G8-Gegner ist, erläutert: „Wir Modellversuchsteilnehmer haben beantragt, den geplanten Versuchszeitraum über 2017 hinaus zu verlängern, um eine gute Evaluation zu ermöglichen. Der Modellversuch ist 2011 gestartet, die Schüler, die damals begonnen haben, machen 2020 Abitur. Die Ruhruniversität übernimmt die Auswertung für alle Versuchsteilnehmer, und wenn der Versuch bis 2021 läuft, können sogar zwei Jahrgänge berücksichtigt werden. Nur so ist eine vernünftige Bewertung möglich.“

Keine Überlastung

Das Schalker Gymnasium nimmt seit 2011 am G9-Modellversuch teil.
Das Schalker Gymnasium nimmt seit 2011 am G9-Modellversuch teil. © WAZ

Für Ralf Möller, kommissarischer Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums, ist G9 kein großes Thema. „Wir haben einen gebundenen Ganztag, da entsteht so eine Überlastung nicht. Auch in der Elternschaft ist bei uns G9 kein Thema.“ Ähnlich sieht es Friedrich Schenk, Leiter des A.-v.-Droste-Hülshoff-Gymnasiums: „Wir haben die Lehrpläne entschlackt, nur an zwei Nachmittagen in Klasse acht und neun und an einem in der sieben Nachmittagsunterricht. Nur die Auslandsaufenthalte in Klasse elf sind tatsächlich seit G8 stark zurückgegangen. Auch, weil die Kinder ein Jahr jünger sind.“ Ansonsten wird an den Gymnasien vor Ort an der Umsetzung der Vorschläge des Runden Tisches gearbeitet zur Entlastung der Schüler.

Mit Gymnasialempfehlung zur Gesamtschule

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Für Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck ist die Einführung von G8, das einst von CDU und FDP in NRW auf den Weg gebracht wurde, „die beste Werbung für Gesamtschulen, die es je gab. Die Zahl der Gesamtschulanmeldungen mit Gymnasialempfehlung ist seither stark gestiegen“, freut er sich.

Rolf Steinwede, Leiter der Gesamtschule Horst, bestätigt, dass die Gesamtschulanmeldungen seit Jahren stark steigen. „Aber wir wissen nicht, ob tatsächlich die Zahl jener mit Gymnasialempfehlung gestiegen ist. Die Realschüler kommen jetzt in Klasse elf allerdings fast alle zu uns statt ans Gymnasium. Für mich ist G8 in Ordnung: Wenn wir ein Elitesystem wollen, soll halt die Elite zum Gymnasium, die anderen in eine integratives System.“ Volker Franken, Leiter der Ev. Gesamtschule, bestätigt den Anstieg von Gesamtschulbewerbern mit Gymnasialempfehlung an seiner Schule: „Das macht bei uns jetzt mehr als ein Drittel aus.“