Gelsenkirchen. Den Ausbildungsberuf gibt es erst seit 2002. Die Pro Sicherheit Ehmke GmbH schaut bei der Einstellung auch auf menschliche Tugenden wie Ruhe und Freundlichkeit.

Erst einmal weg mit dem verstaubten Klischee vom breitschultrigen, Kaugummi kauenden Sonnenbrillenträger, der Furcht einflößend mit Revolver im Halfter Wache schiebt. Die Fachkraft für Schutz und Sicherheit kennt Technik und Rechtskunde, arbeitet vorbeugend, hilft beratend und schützend, hat ein angenehmes Auftreten und ist eines auf gar keinen Fall: aggressiv.

Ein Höchstmaß an Ruhe und Deeskalation zeichnet den modernen Sicherheitsexperten aus. Und genau darauf legt man auch bei der Pro Sicherheit Ehmke GmbH mit Sitz an der Schalker Straße, 1903 als Gelsenkirchener Wach- und Schließgesellschaft gegründet, größten Wert. Egal, ob im Bereich Werk- und Objektschutz, bei Messen oder Veranstaltungen, bei mobilen Kontrolldiensten, im Sicherheitsdienst für den Einzelhandel oder Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Jeden Tag auf neue Situationen einstellen

„Wir sind Dienstleister und sorgen dafür, dass sich zum Beispiel Kinder und Familien sicher in Freizeitstätten aufhalten können.“ Sagt Ehmke-Prokurist Holger Kaminsky. Den beiden Auszubildenden Dominik Kusnierczak (22) und Kürsat Temel (22) sind die erforderlichen Tugenden vertraut. Dominik, der nach dem Abi ein Lehramtsstudium für Geschichte und Physik begonnen hatte, kam über den Nebenjob zum Sicherheitsunternehmen. Weil ihm die Arbeit bei Pro Sicherheit gefiel, blieb er.

Kürsat hat die Fachoberschule absolviert und sagt heute schmunzelnd: „Ich war einer derjenigen, der diesen Beruf nicht kannte. Ich bin über die Berufsberatung der Arbeitsagentur an den Job gekommen.“ Die Arbeit, sagt der junge Mann im zweiten Lehrjahr, sei äußerst abwechslungsreich. Denn: „Man muss sich jeden Tag auf etwas Neues und andere Leute einstellen.“ Allerdings auch auf durchaus unchristliche Arbeitszeiten. „Wenn die anderen feiern, sind wir im Einsatz“, sagen die jungen Männer. Anders formuliert: Fachkräfte für Schutz und Sicherheit werden an 365 rund um die Uhr gebraucht. Den Aussbildungsberuf selbst gibt es übrigens erst seit 2002.

Pro Sicherheit Ehmke hat 250 Beschäftigte

Und wenn es wirklich mal brenzlig wird und echte Gefahr in Verzug ist? Nun, weder die Auszubildenden noch die Angestellten des Traditionsunternehmens sind bewaffnet. Beim geringsten Verdacht einer Straftat wird die Polizei gerufen. Die eigentliche „Waffe“ der Fachkräfte ist im Konfliktfall die ruhige Ansprache. Daher, sagt der 22-jährige Dominik, „sollte man auf jeden Fall mit Menschen umgehen können und braucht eine hohe Hemmschwelle“. Wer leicht reizbar ist, sei daher eher nicht für diesen Beruf und seine Herausforderungen geeignet. Beide Azubis erklären unisono, wie sie kritischen Situationen begegnen: „Mit Respekt, aber nicht mit Angst.“

Rund 250 Beschäftigte hat die Pro Sicherheit Ehmke GmbH aktuell. Zu den Auswahlkriterien gehören neben dem Einstellungstest, bei dem Allgemeinwissen gefragt ist, ein handschriftlicher Lebenslauf und eine gute Beobachtungsgabe der Bewerber. Zurzeit arbeiten vier Azubis im ersten, vier im zweiten und einer im dritten Ausbildungsjahr. Das Unternehmen sei bemüht, seine Auszubildenden nach der Abschlussprüfung zu halten, sagt Prokurist Holger Kaminsky. „Unser Kapital ist unser Personal. Ich bin mächtig stolz darauf.“

Ausbildungsvergütung nach Tarif

Pro Sicherheit Ehmke ist der Gewerkschaft Verdi angeschlossen und zahlt nach (Ausbildungs-)Tarif. Die allgemeine Vergütung liegt im ersten Ausbildungsjahr zwischen 431 und 583 Euro, im zweiten Jahr bei 503 bis 679 Euro und im dritten Jahr wird zwischen 563 und 801 Euro gezahlt. Nach der Ausbildung kann man den Meister draufsatteln, studieren oder im Betrieb zum Objektleiter aufsteigen. Das Abitur ist bei Pro Sicherheit keine Einstellungsvoraussetzung.