Gelsenkirchen. Ohne Einweisung von Securitas zum Ordner-Einsatz auf Schalke? Ein Mann kündigte sofort, ein anderer sagt nach seinem Einsatz: “Das hat gereicht.“
Die eine Besucherin muss bis zur Bonbondose den Inhalt des Handtäschchens vorzeigen, während die Frau vor ihr – ohne Tasche – bei der Einlasskontrolle fast lässig durchgewunken wird, die Ordnerin dem jungen Mädel dahinter aber vorsichtshalber in den Dutt greift. Könnte ja etwas drin stecken . . . Die unterschiedliche Handhabung der Sicherheits-Checks, eine unendliche Geschichte.
Dabei wird Sicherheit vor, während und nach dem Spiel der königsblauen Knappen in der Arena auf Schalke groß geschrieben. Seit Beginn der Bundesliga-Saison 2014/2015 soll der Name Securitas für reibungslose Abläufe stehen. Der Sicherheitsdienstleister stieg als Nachfolger der Bremen Wach-, Pförtner- und Ordnungsdienste GmbH auf Schalke ein.
Kündigung vor dem ersten Einsatz
Unabhängig voneinander berichteten jetzt zwei ehemalige Bewerber (Namen der. Red. bekannt) der WAZ, die im Juli bei Securitas angeheuert hatten, ihre Eindrücke. Gleich vorweg: Einer hat seinen 450 Euro-Job noch vor dem ersten Einsatz gleich wieder gekündigt. Weil er es 48 Stunden vor Spielanpfiff für völlig unzumutbar hielt, ohne Ordnerschulung „einfach so auf die Menschheit losgelassen zu werden“. Dabei waren zwischen Arbeitsvertrags-Unterzeichnung und Einsatzauftrag fünf Wochen verstrichen, ohne dass sich sein neuer Arbeitgeber gemeldet hätte.
Als völliger Neuling im Sicherheitsbereich ging dagegen der junge Mann im zweiten Fall zu seinem ersten Einsatz. „Ich wusste weder, was ich genau machen sollte, noch wurde sich Zeit für eine Einarbeitung genommen“, berichtet er. Und, obwohl für den Dienst im Oberrang eingeteilt, hätten plötzlich Leute zur Kontrolle der Gästefans gefehlt. Er schildert den Ablauf so: „Es wurden ein paar Frauen und etwa acht Männer abberufen, darunter auch ich. Viele der Männer waren wie ich zum ersten Mal dabei und hatten auch keine Einweisung oder Schulung genossen. Wir waren zuständig für die Abtastung und die Einlasskontrolle.“ Ohne Anweisung, wie so etwas auszusehen hat, „kontrollierten wir also die Fans nach eigenem Ermessen. Der ein oder andere Kollege ließ sich selbst Geldbörsen öffnen, um dort nach Aufklebern zu gucken“. Er selbst empfinde es als äußerst unangenehm, fremde Menschen abzutasten. Die erste „Betreuung“ habe ihm gereicht.
Schon über 770 Sicherheits- und Ordnungskräfte geschult
Die WAZ fragte beim Dienstleister in Berlin nach, wie es Securitas mit Schulungen hält. Dort hieß es, seit der Auftragsübernahme auf Schalke habe Securitas einen enormen Aufwand in Ausbildung und in Schulungen der Ordner mit derzeit über 80 000 Euro investiert.
Über 770 Sicherheits- und Ordnungskräfte seien geschult und ausgebildet, teilte die Securitas-Presseabteilung auf Nachfrage mit. „Nach wie vor werden neue Mitarbeiter rekrutiert und geschult.“ Grundsätzlich erfolge eine Überprüfung der Zuverlässigkeit jeder Sicherheits- und Ordnungskraft gemäß den Richtlinien des DFB sowie den Vorschriften des Bewachungsgewerbes. „Dies umfasst auch die Vorlage eines aktuellen Führungszeugnisses. Darüber hinaus ist dies eine arbeitsvertragliche Verpflichtung, die wir von unseren Mitarbeitern einfordern“, hieß es am Donnerstag weiter.
Wer die Securitas-Einsätze vor Ort koordiniert, wie viele geschulte Ansprechpartner es für die Neulinge bei Einsätzen gibt und ob Securitas Standards für die Personeneingangskontrolle hat – etwa wo abgetastet werden darf oder muss und was Besucher vorzeigen müssen – auf diese Fragen gab es keine konkreten Antworten, nur: „Die Standards für sicherheitsrelevante Kontrolltätigkeiten kommen aus dem DFB-Sicherheitskonzept.“ Zu sicherheitsrelevanten Einzelheiten könne man kein Auskunft geben.