Gelsenkirchen. Der Heimatbund Gelsenkirchen widmet der Geschichte des Bauwerks sein drittes Geschichts-Heft. Die Stahltafel mit dem Namen enthüllte Willy Brandt vor 50 Jahren.
Auf „Der Dicke Georg“ und „Linie 4“ folgt nun „Berliner Brücke“. Nach der ältesten Glocke Gelsenkirchens und der verbindenden Straßenbahnlinie durch die Stadt geht es im jüngsten Heft des Heimatbunds Gelsenkirchen um das größte städtische Bauvorhaben seiner Zeit: 700 Meter lang und 25 Meter breit ist die „Stahlhochstraße“, die für 22 Millionen DM über Schalke gezogen wurde, um die Nord-Süd-Verbindung in der Stadt zu optimieren. Heute trägt sie die Kurt-Schumacher-Straße.
Am 27. Juni 1963 wurde der Grundstein für das Bauwerk gelegt. 15.000 Kubikmeter Erdaushub, 10.000 Kubikmeter Stahlbeton, 550 Tonnen Betonstahl, 90 Tonnen Spannstahl und 1700 Tonnen Stahl und Farbe für 30.000 Quadratmeter Fläche wurden bis zur Fertigstellung bewegt. Im Oktober 2014 wurde die Hochstraße in der damaligen König-Wilhelm-Straße 50 Jahre alt. In diesem Jahr im Mai jährt sich die Namensgebung zum 50. Mal. Über 50 Mitglieder des Rates und der Verwaltung, die obligatorische Consol-Bergmannskapelle (übrigens mit „Das ist die Berliner Luft“ im Repertoire) und rund 3000 Zuschauer waren am 23. Mai 1965 dabei, als Willy Brandt als Kanzler-Kandidat der SPD und Regierende Bürgermeister von Berlin die „Berliner Brücke“ taufte.
Als stählerne Klammer zwischen zwei Stadtteilen
Er enthüllte die entsprechende Stahltafel mit dem Namenszug an der südlichen Auffahrt. „Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit Berlin und seiner Bevölkerung“ hatte der Rat den Namen „Berliner Brücke“ gewählt. „Als stählerne Klammer, die zwei Stadtteile Gelsenkirchens zusammenfügt“, wurde das Bauwerk vor allem vor Ort gesehen, symbolisch wurde es nun „bis hin zur alten Hauptstadt“ verlängert. Die sei „mehr als nur eine Geste. Es ist Ausdruck der Zusammengehörigkeit und der Mahnung, die Aufgaben, vor die wir gestellt sind, niemals außer acht zu lassen“, erklärte Brandt damals in seiner Ansprache in einem noch lange geteilten Land.
Die Geschichte des Brückenbaus in allen auch technischen Besonderheiten zeichnete Hans-Joachim Koenen mit zahlreichen Plänen und Fotos für den Heimatbund nach – zunächst für einen Vortrag über die „Berliner Brücke“. Die große Teilnehmerzahl und das anhaltende Interesse am Thema habe ihn schließlich bewogen, „die Ergebnisse meiner Untersuchungen in diesem Heft niederzulegen.“ Auf 42 Seiten wird die Brücken-Historie nun einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Das Heft kostet 5 Euro und wurde vom Heimatbund Gelsenkirchen herausgegeben. Im nächsten Heft geht es um die Geschichte der legendären „Dahlbuschbombe“, die im Mai vor 60 Jahren erstmals nach einem Grubenunglück als Rettungsgerät diente. www.heimatbund-gelsenkirchen.de