Gelsenkirchen. Rund 600.000 Euro würde die Anschaffung von 60 neuen Warnsystemen kosten. Damit könnte bei Katastrophen flächendeckend alarmiert werden.
Wer vor 1990 geboren wurde, der kennt sie noch – die Sirenen, die auf hohen Dächern dieser Stadt mit schrillen Tönen vor Gefahren warnten. Doch vor rund 20 Jahren schaltete der Bund das Sirenen-Netz ab – nach dem Ende des Kalten Krieges erschienen diese Form der Bevölkerungswarnung nicht mehr zwingend notwendig.
Derzeit erleben die Warnsysteme jedoch eine regelrechte Renaissance – viele Städte haben die Rückkehr der Sirenen bereits eingeläutet. Nicht zuletzt, weil das Land Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr rund zehn Millionen Euro locker machte, mit denen die Kommunen ihre Warnsysteme optimieren sollen – belegt mit der Auflage, dass jede Stadt ein „schlüssiges Warnsystem“ vorweisen müsse. Es soll die Bevölkerung bei Sturm- oder Hochwassergefahren, bei Chemieunfällen oder Großbränden, aber auch bei Terrorgefahren alarmieren – auch nachts. Wie genau das Warnsystem funktioniert, ist den Kommunen allerdings selbst überlassen.
Anschubfinanzierung vom Land
In Gelsenkirchen hat man Feuerwehrchef Michael Axinger mit der Aufgabe betraut, ein Konzept zu entwickeln. Und der setzt auf die Rückkehr der Sirenen – in Kombination mit modernen Informationskanälen. „Wir haben gerade ein entsprechendes Konzept fertig gestellt, über das die politischen Gremien nun abstimmen müssen“, erklärt Michael Axinger auf WAZ-Anfrage. „Dafür haben wir zunächst ein Raster über das Stadtgebiet gelegt, um zu ermitteln, an welchen Stellen Sirenen installiert werden müssten, um eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung gewährleisten zu können“, erklärt der Feuerwehrchef.
Das Ergebnis: Rund 60 Sirenen müssten im Stadtgebiet aufgestellt werden, vorzugsweise auf öffentlichen Gebäuden oder städtischen Flächen. „Wir rechnen mit einem Investitionsvolumen von rund 600.000 Euro für die Sirenen. Das Land hat uns eine Anschubfinanzierung von 96.000 Euro bereit gestellt, die bis zum Ende des Jahres investiert werden müssen“, so Michael Axinger. Bei der Feuerwehr hat man deshalb in den vergangenen Monaten Produktinformationen und Preislisten bei diversen Herstellern eingeholt und miteinander verglichen. „Wir haben jetzt einen bestimmten Sirenentyp im Blick“, sagt Axinger, ohne weitere Details zu verraten.
Anschaffungskosten lassen die Alarmglocken schrillen
Mit den alten „Pilzen“ haben die neuen Sirenen übrigens nichts mehr gemein. Und: „Die neuen Modelle sind nicht unbedingt laut, aber sie warnen auf einer ganz bestimmten Frequenz – und genau darauf kommt es an“, so Axinger.
600.000 Euro für ein flächendeckendes Warnsystem, das ist für den Stadt-Haushalt kein Pappenstiel. Duisburg holte sich Unternehmen als Sirenen-Sponsoren an Bord. In Gelsenkirchen erwägt man, die Anschaffung der Sirenen auf mehrere Jahre zu strecken.
Und Stadtkämmerer Dr. Georg Lunemann erklärt: „Wie hoch die Haushaltsbelastung durch die Warnsysteme genau sein werden, wird aktuell noch ermittelt, denn ich erwarte auch Einsparungen bei den aktuell im Einsatz befindlichen Einsatzmitteln für die Warnung der Bevölkerung. Insgesamt macht auch dieses Thema deutlich, dass der Rückzug des Bundes aus der Finanzierung des Zivilschutzes mehr und mehr zu Lasten der Kommunen geht. Hier ist meiner Meinung nach ein schnelles Umdenken erforderlich.“