Gelsenkirchen. Nach dem Tod eines Mannes nach einem Polizeieinsatz in Gelsenkirchen sind noch viele Fragen offen. Kritik am Einsatz und dem anschließenden Verhalten.

Der Tod eines 44-jährigen Gelsenkircheners nach seiner Festnahme am Neujahrstag wird am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtages diskutiert. Der Mann, der bereits mehrfach wegen Gewaltdelikten aufgefallen war, wurde bei dem Einsatz von einem Polizisten per Faustschlag niedergestreckt und starb fünf Tage später in einer Essener Klinik.

„Es gibt in dem Fall so viele ungeklärte Fragen“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Marc Lürbke, der einen Bericht des Innenministeriums beantragt hatte. Zu dem Polizeieinsatz war es gekommen, weil die ehemalige Lebensgefährtin des Mannes zweimal die 110 angerufen hatte. Zuerst, weil er sie geschlagen, dann, weil er die Wohnung in Brand gesetzt haben soll. Die Polizei rückte mit insgesamt fünf Streifenwagen an.

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Von Annika Fischer, Nikos Kimerlis, Hayke Lanwert und Sinan Sat

Der Mann sei daraufhin geflüchtet, sei trotz Aufforderung nicht stehen geblieben und habe - von den Polizisten eingeholt - zum Schlag angesetzt. „Um diesen Angriff abzuwehren, schlug der Polizeibeamte mit der Faust gezielt in Richtung seines Kopfes“, heißt es nun in dem Bericht des Innenministeriums. Beim Sturz sei der Mann mit dem Hinterkopf auf den Boden gestürzt.

In der Erklärung des Ministeriums ist auch zu lesen, woran der 44-Jährige nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis gestorben ist. Durch den Aufprall habe er einen Schädelbruch erlitten, in dessen Folge sich eine Hirnblutung entwickelt habe, die als todesursächlich bewertet werde. Nachbarn hatten deutlich Kritik an dem Einsatz geäußert. Die Polizisten seien „total aggressiv“ gewesen, hätten den Mann „wie Vieh behandelt“.

Doch auch die Art und Weise, wie die Gelsenkirchener Polizei anschließend mit dem Fall umging, wirkt befremdlich. Anders als üblich schilderte sie ihn nicht sofort in ihren täglichen Pressemeldungen, sondern erst mehrere Tage später. FDP-Mann Marc Lürbke kritisiert, dass dies im Ministeriums-Bericht „lapidar als Kommunikationsfehler bezeichnet wird“.

Vater und Sohn im Dienst

Die Essener Staatsanwaltschaft, die gegen vier Polizisten wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt, wird dabei inzwischen vom Essener Polizeipräsidium unterstützt. Bis zum 8. Januar hatte diesen Part die Direktion Kriminalität der Gelsenkirchener inne. Erst da hielt man es für nötig, das Ministerium darauf hinzuweisen, dass in der Direktion auch der Vater eines der beschuldigten Polizisten arbeitet. Lürbke: „Für solche Fälle müsste es klare Regelungen geben. Damit es kein Geschmäckle bekommt“.