Gelsenkirchen. Einst war er Pädagoge für Musik und Religion. Zum wiederholten Mal stand der Mann jedoch nun wegen Sexualdelikten mit Kindern vor Gericht.

Reumütig gibt er sich, findet seine Taten selbst „erschreckend“. Das ist noch freundlich ausgedrückt. Denn vorgeworfen wird dem 45 Jahre alten Ex-Lehrer vor dem Landgericht Essen, dass er den zehn Jahre alten Sohn seines Gelsenkirchener Lebensgefährten vier Mal sexuell missbraucht hatte und auf seinem Laptop 790 Kinderpornos herunterlud. Chat-Protokolle aus dem Internet belegen zudem, wie menschenverachtend er kleine Jungen als Sexualobjekte suchte.

Dass der ehemalige Lehrer, der in Neuss wohnte und unterrichtete, sich vor der V. Strafkammer verantworten muss, ist nicht sein erster Gerichtsauftritt. 2009 hatte ihn das Amtsgericht Neuss wegen Kinderpornografie und Rauschgiftbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Anschließend verlor er auch seinen Job als Lehrer für Englisch, Musik und katholische Religion. Seitdem unterrichtete er an der Volkshochschule, ermöglichte Erwachsenen den Hauptschulabschluss.

Angeklagte soll Jungen missbraucht haben

Was ihm jetzt vorgeworfen wird, gibt der Angeklagte zu. Es liegt zum Teil lange zurück. Damals lebte er, der früher auch mit Frauen zusammen war, mit einem Mann aus Gelsenkirchen zusammen. Zwischen 2004 und 2005 soll der Freund häufiger von seinem zehn Jahre alten Sohn besucht worden sein. Der Angeklagte soll das ausgenutzt und den Jungen missbraucht haben. Zweimal alleine, zweimal mit dem Vater des Kindes zusammen. Diesen konnte die Staatsanwaltschaft nicht mehr anklagen, weil er 2012 verstarb.

Unabhängig von diesen Fällen war der Pädagoge 2013 ins Visier der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft geraten. Sie ermittelte wegen Kinderpornografie im Internet, exakt gegen eine geschlossene Benutzergruppe, zu der der Angeklagte als „Mark NRW“ gehörte.

"Es waren nur Fantasien"

Richterin Luise Nünning hält dem ehemaligen Lehrer die Chat-Protokolle vor. Drastisch ist der Angeklagte, der zu der Zeit in einem Orchester spielte und in der Kirche als Organist aushalf, auf der Suche nach Sex mit Jungen. Diese Aufzeichnungen bedauert der an HIV erkrankte Mann: „Ich finde das heute auch abscheulich und widerwärtig. Aber es waren nur Fantasien.“ Die Richterin scheint letztere Einstellung nicht ganz zu teilen. Immerhin fanden sich auf seinem Laptop auch 790 Fotos, die kleine Kinder in entwürdigenden Positionen zeigen. „Man sieht doch, dass es den Kindern dabei schlecht geht“, sagt die Richterin. Psychiaterin Marianne Miller spricht in vielen Punkten zwar positiv über den Angeklagten, warnt aber auch vor der Wiederholungsgefahr. Von Sex-Sucht spricht sie, empfiehlt eine Therapie.