Gelsenkirchen. 25 Jahre Institut für Stadtgeschichte wurden im Wissenschaftspark auf die unterhaltsame Art gefeiert. Für die Sicht auf Revier-Mentalität, Typen und Torheiten sorgte Autor und Kabarettist Frank Goosen.

Wer die Programmteile in der Festeinladung mit „Lobende Worte“, „Unvermeidlicher Rückblick und Ausblick“ oder „Sozialintegrativer Teil“ (für den Ausklang mit Musik, Häppchen und Getränken) benennt und sich dann noch „Statt eines Fachvortrags“ Autor und Kabarettist Frank Goosen zur Plauderrunde einlädt, der signalisiert: Dieser Feierabend soll ein wenig anders sein. Keinesfalls verstaubt und bitteschön höchst unterhaltsam. Erwartung erfüllt, kann man dem Institut für Stadtgeschichte (ISG) nach einem über weite Strecken kurzweiligen Abend attestieren.

25 Jahre alt wurde die Einrichtung, die mit weit über 200 geladenen Gästen in der Arkade des Wissenschaftsparks feierte. Die unerwartet große Besucherresonanz machte die Verlagerung in die riesige Glashalle nötig. Dass ein paar Heizpilze mit begrenztem Erfolg gegen die Kälte anstrahlten – geschenkt. Auch wenn die frische Umgebung Goosen bei seiner wortreichen Bestandsaufnahme zu Revierbefindlichkeiten, Fußballrivalität, Großstadtgehabe und Dorfmentalität manche Steilvorlage bot. „Was hier fehlt“, so der Autor, „ist auf jeden Fall ‘ne Heizung“. Weitere Erkenntnisse: „Etwas mehr Selbstbewusstsein könnten wir uns schon noch nach außen gönnen“. Oder: „Was die Leute hier auszeichnet, ist die Fähigkeit zur Selbstironie, das ist eine ganz große Stärke“. Und auch: „Wir pflegen ja manchmal, große Teile der Geschichte des Ruhrgebiets zu verklären.“

Geschichtsaufarbeitung ohne Schönfärberei oder Hofberichterstattung

Der Versuchung erliegt Institutsleiter Prof. Stefan Goch kaum in seiner Sicht auf die Archiv- und ISG-Geschichte, die eng mit der Lokalgeschichte verbunden ist. „Die Stadt hat uns ein großes Maß an Bewegungsfreiheit verbrieft“ und ermögliche so Geschichtsaufarbeitung „ohne Schönfärberei oder Hofberichterstattung.“ Der „Geschichte von unten“ fühlt sich das ISG verbunden „Das verstehen wir nach wie vor als unsere Aufgabe.“ In der Schalke-Stadt durften weder bei Goosen noch bei Goch die Bezüge zum Fußball fehlen. Doch wichtig, so der ISG-Leiter, sei eben nicht immer „nur auf’m Platz, sondern wichtig is’ auch inne Stadt“.

Für deren Entwicklung , so Frank Baranowski, habe das Institut wesentliche Impulse geliefert. Der Oberbürgermeister übernahm den Part „Lobende Worte“ wie er betonte „guten Gewissens“. Für ihn hat das „ISG mit historischer Forschungs- und engagierter Vermittlungsarbeit immer wieder zur Wahrung und Festigung einer aufgeklärten und solidarischen Stadtgesellschaft beigetragen.“ Wie wichtig Aufklärung und Geschichtsbewusstsein seien, zeigten gerade die letzten Wochen mit den Pegida-Aufmärschen in Dresden. Baranowski: „Dieses geschichtsvergessene Handeln jener Rattenfänger bedeutet eine Gefahr für das gesellschaftliche Miteinander.“