Gelsenkirchen. . Seit 1995 gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Gelsenkirchen und Cottbus. Den Anstoß dazu gab die Aufbauhilfe, die die alten Bundesländer in den neuen leisteten. Lehrer Michael Scharnowski ist Teil der Partnerschaft geworden. Er tritt regelmäßig mit der Theater-AG des Droste-Hülshoff-Gymnasiums Buer in Cottbus auf.

An Cottbus denkt Michael Scharnowski oft, besonders, wenn er auf sein Erinnerungsstück, den Lausitzer Krebs, blickt. Er ist ein Symbol der Stadt und Teil des Stadtwappens. Er bewahrt ihn Zuhause auf, zuvor hat die Figur in einer Vitrine in der Schule gestanden, in der sich aktuell viele Fotos, Bücher, Urkunden und Preise befinden.

Michael Scharnowski hat vor über 20 Jahren sein Referendariat in Brandenburg gemacht. Mitte der 90er Jahre hat er als Englisch- und Geschichtslehrer an einer Schule in Cottbus, seit 1995 Partnerstadt Gelsenkirchens, angefangen. Und die Stadt, in der er auch seine Frau kennengelernt hat, tief ins Herz geschlossen.

Vorliebe für Theater und Cottbus

Erinnerungen an seine Zeit in Ostdeutschland hat er viele. Früher, sagt er, seien viele Plattenbauten im Stadtbild zu sehen gewesen. Heute sei die Innenstadt sehr schön mit vielen Cafés und kulturellen Angeboten. „Die Natur fand ich immer sehr schön, es ist alles sehr ursprünglich und gar nicht ungewöhnlich, beim Spaziergang im Wald auch mal auf ein Wildschwein zu treffen“, sagt er. Nach einigen Berufsjahren dort hat es den gebürtigen Wuppertaler dennoch zurück nach NRW gezogen. Hier hat er als Theaterpädagoge eine Theater AG am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Buer gegründet.

Mittlerweile ist er als Lehrer zwar an einer anderen Schule beschäftigt, die Theater AG in Buer führt er aber trotzdem weiter. Seine Vorlieben für Theater, Arbeit mit Schülern und der Stadt Cottbus konnte er kombinieren. Mit der AG hat er 2001 einen Austausch mit Cottbus eingeführt. „Zur Anfangszeit des Austausches hat es eine Partnerschule gegeben, dann sind jedoch mehrere Schulen in Cottbus zusammengelegt worden. Seitdem gibt es eine Partnerschaft mit dem Kinder-und Jugendtheater Piccolo in Cottbus“, so der Lehrer.

Schüler sollen Stadt besser kennen lernen

Die Bühne des Theaters in Cottbus hat die Gruppe schon vorher längere Zeit für Auftritte genutzt, denn Sinn und Zweck des Austausches ist es, zusammen mit der Gruppe ein Theaterstück aufzuführen. Auch wenn das Theater mit vielen Proben und mehreren Aufführungen an erster Stelle beim Besuch in der Partnerstadt steht, gibt es nebenher noch ein Rahmenprogramm, bei dem die Schüler die Stadt besser kennenlernen können. „Ein Rundgang durch die Stadt, die Besichtigung der Gedenkstätte und der Besuch eines kreativen Festivals, dessen Veranstaltungszeit oft in unsere Besuchszeit dort fällt, gehören dazu“ erklärt Scharnowski. Die Schüler der Theater AG „Alternative Drama Highlights“ führen ihre Stücke immer auf Englisch auf. Der Schwerpunkt liegt auf klassischem Sprechtheater. Das nächste Stück, das beim Besuch im Februar in Cottbus gezeigt wird, heißt „One in a million“. Die Proben der Theater-AG am Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasium finden einmal wöchentlich statt.

Viel Schülerengagement

Bis zur Aufführung ist für alle Teilnehmer noch eine Menge zu tun. „Das Mitmachen in der AG ist mit viel Engagement seitens der Schüler verbunden. Das Interesse an der Teilnahme ist kontinuierlich wirklich groß, die meisten Teilnehmer sind über Jahre dabei und bei den Fahrten nach Cottbus quasi Wiederholungstäter“, weiß Scharnowski. Die Aufführungen der AG in Cottbus seien meist ausverkauft und die Schüler begeistert. „Das Piccolo Theater genießt einen guten Ruf, es ist toll für uns, dort jährlich Vorstellungen geben zu können“, erklärt er.

Das größte Geschenk und ein Gewinn für beide Seiten sei aber das Kennenlernen neuer künstlerisch agierender Jugendlicher und ihrer Heimatstädte. Und das ganz selbstverständlich über ein gemeinsames Hobby.

Jährlich stattfindende Dezernentenkonferenzen

Bereits vor der Partnerschaftsvereinbarung 1995 hat es zwischen den Städten Cottbus und Gelsenkirchen eine intensive Kooperation auf Verwaltungsebene gegeben. Auslöser war der Erlass 1990 des Innenministers des Bundeslandes NRW nach dem Mauerfall. Darin wurde die Beratungshilfe beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltungen der Städte und Gemeinden des Landes Brandenburg geregelt. Auch aus Gelsenkirchen gingen Aufbauhelfer in den Osten.

In den 1990er Jahren vertiefte sich der Kontakt durch jährlich stattfindende Dezernentenkonferenzen und gipfelte schließlich auch in privaten Kontakten im Anschluss an die aufeinanderfolgenden Bundesgartenschauen in den Jahren 1995 in Cottbus und 1997 in Gelsenkirchen.