Gelsenkirchen. . Stefan Meissner, Lehrer und Ganztagskoordinator am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, war eine Woche lang in Zentralasien. Dort war er zu Besuch bei dem ehemaligem Austauschlehrer Tavakal Nasarov, der sich im Januar nach einem Jahr Gauß von Lehrern und Schülern verabschiedet hatte.
Ein Jahr lang war Tavakal Nasarov aus der tadschikischen Hauptstadt Ort Duschanbe als Austauschlehrer des PAD (Pädagogischer Austauschdienst) am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium. Nach dem Abschied im Januar folgte Gauß-Lehrer Stefan Meissner im Juli der Einladung zu einem informellen Lehreraustausch nach Tadschikistan. WAZ-Mitarbeiter Tobias Mühlenschulte sprach mit dem Rückkehrer.
Eine Woche Tadschikistan - Welche Eindrücke haben Sie gesammelt?
Stefan Meissner: Eine Woche ist natürlich relativ kurz, um einen Einblick in die Kultur eines so fremden Landes zu bekommen. Ich wusste bis dahin eigentlich nur, dass Tadschikistan in Zentralasien liegt, mal zur Sowjetunion gehörte und knapp vier Millionen Einwohner hat. Aber Tavakal, seine Freunde, seine Familie und seine Kollegen taten alles, um uns den Aufenthalt so authentisch und angenehm wie möglich zu machen. Mit mir unterwegs war David Heinze, ein Kollege vom städtischen Gymnasium in Bergkamen.
Wie kam es zu der Reise?
Meissner: Ich bin auf Einladung der dortigen Schulleiterin - der Chefin von Tavakal - nach Duschanbe geflogen. Wir planen einen Schüleraustausch und ich bin gewissermaßen vorgefahren, um mir die Begebenheiten vor Ort anzuschauen. Weil in Tadschikistan wie bei uns auch Schulferien waren, war der Besuch eher inoffiziell.
Sie haben aber trotzdem eine Schule von innen gesehen. . .
Meissner: Am Nachmittag des fünften Tages nahmen wir eine Einladung in die Schule Nr. 89 wahr. Die Schulleiterin hatte uns für eine Stunde eingeladen, um uns die Schule zu zeigen. Zu unserer Verwunderung war sie aber nicht alleine dort, sondern mit zehn Schülerinnen und Schülern und einer deutschen Lehrerin. Normalerweise sind die Schüler während der dreimonatigen Sommerpause bei ihren Familien in den Bergen und unterstützen sie bei ihren bäuerlichen Arbeiten.
Wie lief die Begegnung ab?
Meissner: Nach einer Begrüßung seitens der Schulleiterin, die im letzten Jahr auch das Gauß-Gymnasium besucht hatte, stellten wir uns kurz vor und zeigten den Schülern auf einer Deutschlandkarte, wo genau wir herkommen. Dann stellten sich die Schüler vor und zeigten uns ein paar Auszüge aus Theater- und Gesangstücken, bevor sie uns von ihrem Unterricht erzählten und anschließend viele Fragen zum Leben in Deutschland stellten. Bevor ich es vergesse: Es wurde die ganze Zeit auf deutsch gesprochen. Zum Schluss gab mir die Schulleiterin noch zwei Bewerbungen von zwei Schülern mit.
Was denn für Bewerbungen?
Meissner: Tadschikistan bekommt für die vier besten Schüler seines Landes mit überdurchschnittlichen Deutschkenntnissen Stipendien für deutsche Universitäten. Und zwei dieser Schüler besuchen die Schule Nr. 89 in Duschanbe, wo ich zu Besuch war.
Wie sah Ihr restliches Programm aus?
Meissner: Nach der Landung in der Hauptstadt Duschanbe – pro Woche landet dort gerade mal eine Maschine aus Frankfurt – holte mich Tavakal ab und wir fuhren über den Pamir Highway zum Bauernhof seiner Eltern in Kalei Dasht, wo wir um vier Uhr morgens ankamen. Weil Ramadan war, wurde zu dem Zeitpunkt das Frühstück vorbereitet. Dann machten wir die Wochenplanung. Die haben wir zwar kein einziges Mal einhalten können, aber es war wichtig, eine zu haben.
Wo waren Sie denn sonst noch?
Meissner: Am ersten Tag ging es zurück nach Duschanbe. Dort besichtigten wir den botanischen Garten, den Präsidentenpalast samt Garten, alte Teehäuser, den grünen Basar, die Staatsoper, das Somoni-Denkmal, die wichtigsten Universitäten. Außerdem waren wir am Iskanderkul, einem Moränensee in den tadschikischen Bergen. In Istafsharan haben wir uns mit einer Grundschullehrerin getroffen und in Chudschand, der zweitgrößten Stadt in Tadschikistan, haben wir uns den Stausee angesehen.
Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Meissner: Die Gastfreundschaft der Tadschiken ist überwältigend. Es gab niemanden, der uns nicht bei sich haben wollte. Das kann auch anstrengend sein (lacht). Anstrengend war auch das Essen auf einem Teppich: Die Sitzposition ist für erwachsene Europäer krampffördernd. Gewöhnungsbedürftig war auch der Muezzin, der morgens um 4.30 Uhr 15 Minuten lang über Lautsprecher zum Gebet ruft. Überrascht hat mich das große Interesse an Deutschland und die immense Wertschätzung für Deutschland.