Gelsenkirchen. Frauen stellen die Mehrheit in der Stadtverwaltung dar, das spiegelt sich aber kaum in den Leitungspositionen wider. Der Anteil liegt bei 29 Prozent.

Alle reden über den Frauenmangel in Führungspositionen in der Privatwirtschaft, aber wer spricht über Führungsfrauen in der öffentlichen Verwaltung? „Das Frauenbüro“, lacht Gaby Schäfer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen. „Mit der Einrichtung des Frauenbüros gibt es schon mehr Druck, so dass Ziele deutlich schneller umgesetzt werden.“

Liest man die nackten Zahlen der in der Verwaltung Beschäftigten, kommt man kaum auf die Idee, dass für die Stadt ein Frauenförderplan erforderlich ist: 3400 Frauen und 2200 Männer arbeiten in den Amtsstuben – die Mitarbeiter der Eigenbetriebe mitgezählt.

Gleichstellungsstelle seit 31 Jahren

Dennoch: Die Fortschreibung des neuen Frauenförderplans wurde in der letzten Ratssitzung des Jahres 2014 mit großer Begeisterung verabschiedet. Und zwar einstimmig. „Das“, gesteht selbst die mit 31 Jahren langgediente Gleichstellungsbeauftragte Gaby Schäfer ein (sie ist „im Nebenberuf“ ehrenamtliche Bürgermeisterin in Bochum), „ist schon etwas Besonderes“.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Gesamtverwaltung (61 Prozent) sind Frauen. In den Eigenbetrieben mit einem hohen Anteil an „frauentypischen Berufen“ liegt er bei fast 70 Prozent, in der Allgemeinen Verwaltung bei fast 50 Prozent. Aber obwohl Frauen den größten Anteil des Gesamtpersonals stellen, spiegelt sich das bislang kaum in den Leitungspositionen wider. Hier liegt der Anteil bei rund 29 Prozent. Es gibt also Nachholbedarf. Immerhin: „Wir haben in den letzten zwei Jahren Fahrt aufgenommen, haben eine Erhöhung von fünf Prozent“, sagt Schäfer. „Passiert“ ist das vor allem auf Referatsebene. Dort gab es eine deutliche Steigerung von 6,7 auf 15,8 Prozent: die Referate Kommunale Gebäudewirtschaft, Recht und Ordnung, das Veterinäramt werden von Frauen geführt. Bereiche, die früher nahezu frauenfrei waren wie der Technische Dienst, haben aufgeholt. Die Stadt stellte „supergute junge Ingenieurinnen“ (Schäfer) ein, die in der Entgeltgruppe höherer Dienst eingruppiert sind.

Nur 3,23 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit

Das lenkt den Blick auf bemerkenswerte Erfolge, die beweisen: Mehr Frauen in Führungspositionen sind möglich, wenn, ja wenn die Frauen von ihren Vorgesetzten unterstützt werden, sie sich selbst Leitungsfunktionen zutrauen, sie nicht auf Teilzeit gehen. Der Frauenförderplan besagt zwar, dass grundsätzlich alle Stellen teilbar sein müssen. Aber Gaby Schäfer redet dieser Aussage „nicht das Wort“. Teilzeit sei immer noch ein Karrierehemmer und in höheren Führungsfunktionen kaum der Fall. Ein Drittel der Frauen in der Gesamtverwaltung arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es 3,23 Prozent.

Übrigens: Bei der Wahl des Nachfolgers von Stadtkämmerer Dr. Georg Lunemann hat die Gleichstellungsbeauftragte kein Mitspracherecht. Über die Berufung eines kommunalen Wahlbeamten entscheidet allein der Rat der Stadt.