Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Mediziner und frühere Mannschaftsarzt des FC Schalke 04, Dr. Thorsten Rarreck, gibt Tipps für ein gesünderes und ausgeglicheneres Leben.
Herr Rarreck, aus welchen Bausteinen besteht für Sie ein gesundes Leben?
Thorsten Rarreck: Aus den fünf kneippschen Säulen, die es schon seit über hundert Jahren gibt und die auch heute noch ihre Anwendung finden: Ernährung, Bewegung, Pflanzen, Ordnung und Wasser. Leider wird Kneipp immer nur auf die Wasseranwendung reduziert.
Detaillierter formuliert heißt das was?
Rarreck: Viel frisches Obst, Gemüse, Rohkost, Salat, Milch- und Vollkornprodukte bei der Ernährung, um den Körper mit den richtigen Makro- und Mikronährstoffen zu versorgen, ohne die Insulinproduktion zu stark anzuregen. Zweieinhalb Stunden Ausdauer und dazu zweimal 45 Minuten Krafttraining in der Woche im Bereich Bewegung. Dazu sollte man ausreichend pflanzliche Produkte zu sich nehmen. Homöopathische Mittel helfen bei leichten Beschwerden, bei nachgewiesenem Mikronährstoffmangel, das betrifft Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, dann sollte eine gezielte Nahrungsergänzung erfolgen. Hier ist insbesondere das Vitamin D zu erwähnen, das in unseren Breiten weder genügend in der Nahrung erhalten ist noch durch Sonneneinstrahlung ausreichend in der Haut gebildet wird. Ein Mangel kann durch einfache Blutuntersuchungen aufgedeckt werden. Man sollte einen Rhythmus mit größtmöglicher Harmonie von Körper, Geist und Seele aufstellen und so Ordnung in sein Leben zu bringen. In diesen Bereich fällt auch das richtige Verhältnis von Arbeit und Erholung, den meisten als „Life-work-balance“ bekannt. Und dann eben durchaus auch die Wasseranwendungen nach Kneipp zur Abhärtung beziehungsweise Anregung der Regulationskräfte.
Welche Effekte kann man denn so erzielen?
Rarreck: Dazu muss man wissen, dass sich ab einem Alter von 20 Jahren die Muskulatur abbaut. Aber man kann mit entsprechender Lebensweise und Training als 60-Jähriger die Muskelmasse eines 20-Jährigen aufweisen.
Was würden Sie Menschen raten, die zu dick sind und gezielt etwas dagegen unternehmen wollen?
Rarreck: Ich würde ihnen dazu raten, in ein Fitnessstudio zu gehen und sich dort gezielt Unterstützung im Kreise Gleichgesinnter zu holen. Clubs mit ausgebildetem Personal sind fachlich weit vorn, sie sind Marktführer. Wichtig finde ich es, dass es dort neben der guten sportlichen Betreuung auch eine im Bereich der Ernährungsberatung gibt. Die WAZ hatte ja im Dezember darüber berichtet, dass die Quote der zu dicken Menschen in Gelsenkirchen bei fast 60 Prozent liegt. Ich denke, sie liegt eher bei über 70 Prozent.
Eine Scherzfrage zum Schluss: Was sage ich einem Freund, der zweimal in der Woche 18 Löcher Golf spielt? Treibt der Sport?
Rarreck: Sie können ihm sagen, dass er sich über Stunden an der frischen Luft bewegt, was grundsätzlich gut ist für den Organismus. Aber ausreichendes Training für Ausdauer und Kraft absolviert er nicht.