Gelsenkirchen. Gelsenkirchens erste Partnerstadt, das britische Newcastle upon Tyne, hat nicht nur berühmte fünf Brücken, sondern auch eine spannende Designszene.

Kunst und Kathedralen am Tag, Pubs und angesagte Clubs am Abend. Die Heimatstadt des Musikers Sting ist ein Magnet für Touristen und eine beliebte Uni-Stadt in Großbritannien. Newcastle im Nordosten Englands ist die älteste Partnerstadt Gelsenkirchens. Die ähnliche Vergangenheit, in beiden Städten geprägt von Schwerindustrie, war bei der Besiegelung der Partnerschaft im Jahr 1948 die verbindende Basis zwischen Newcastle upon Tyne und Gelsenkirchen. Mit Leben erfüllt wird die Städtepartnerschaft heute hauptsächlich durch persönliche Kontakte, Austausch und Diskussionen über Zukunftsperspektiven.

Für eine Begegnung der Städte auf wirtschaftlicher Grundlage ist in Gelsenkirchen Andreas Piwek, Europabeauftragter der Wirtschaftsförderung, zuständig. Im Frühjahr waren Vertreter der englischen Partnerstadt zu Gast. Sie informierten sich in Gelsenkirchen über aktuelle Wirtschaftsprojekte und besichtigten industriehistorische Anlagen. Im November war Piwek dann gemeinsam mit Vertretern aus den Revierstädten Essen, Oberhausen und Mühlheim in England, um die Partnerstädte unter ökonomischen Gesichtspunkten zu begutachten.

Kreativwirtschaft als Motor

„Ähnliche Zukunftskernpunkte zwischen den englischen Städten und den Ruhrgebietsstädten sind etwa Quartiersentwicklung und Kreativwirtschaft. Auch Energiefragen sind zeitgemäß, das ist den Städten gemeinsam. Gerade die Kreativwirtschaft ist ein Motor für Stadtentwicklung. In Gelsenkirchen haben wir unseren Gästen aus England die Kreativmeile in Ückendorf mit ihrer jungen Designszene als Beispielmodell vorgestellt“, so Piwek.

Serie Städtepartnerschaften: Interview mit Andreas Piwek über die Städtepartnerschaft mit Newcastle am Donnerstag, 11.12.2014 im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: Thomas Schmidtke / FUNKE Foto Services
Serie Städtepartnerschaften: Interview mit Andreas Piwek über die Städtepartnerschaft mit Newcastle am Donnerstag, 11.12.2014 im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: Thomas Schmidtke / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services

Auch Klimaschutz, Klimawandel und das Thema Solartechnik seien zur Sprache gekommen. In diesen Punkten sei Gelsenkirchen bereits einen Schritt über seine Schwerindustrievergangenheit hinausgegangen. „Die Partnerstädte Newcastle und Gelsenkirchen weisen strukturell gesehen viele Ähnlichkeiten auf“, erklärt Piwek. „Die Städte sind vergleichbar groß. Newcastle hat einen Seehafen, Gelsenkirchen einen Binnenhafen. Als Umschlagplatz ist die Lage auch unter dem Aspekt der Transportwege schon interessant“, fügt er hinzu. „Die Idee ist, Akteure beider Städte zu vernetzen. Das kann man anstoßen, moderieren. Dann kann sich das Netzwerk ausweiten“, erläutert Piwek.

Die Kontakte der beiden Städte seien sehr offen, nahezu schwellenfrei. Noch Zukunftsmusik, aber ein Ziel wäre eine mögliche Kooperation zwischen der Westfälischen Hochschule und den zwei Universitäten in Newcastle. Das könnte auch die junge Generation noch mehr in die Städtepartnerschaft einbringen.

Schulpartnerschaft mit der Grundschule Bülse

Die Gemeinschaftsgrundschule Bülseschule im Stadtteil Scholven-Bülse pflegt seit dem Jahr 2011 eine Schulpartnerschaft mit der Archibald First School in Newcastle upon Tyne. Der Kontakt beruht auf regelmäßigen Wechseln von Emails, Briefen, Paketen und natürlich auch gegenseitigen Besuchen.

Eine gesungene Freundschaft besteht zudem seit dem Jahr 2010 zwischen dem Madrigalchor der evangelischen Trinitatis Kirchengemeinde Buer und den Northern English Singers in Newcastle upon Tyne.

Gemeinsames Konzert in der St. James Church

Als bisherigen Höhepunkt stellte der Chor im Juni 2012 ein gemeinsames Konzert in der St. James Church in Newcastle auf die Beine. „Im Kulturhauptstadtjahr 2010 gab es ein erstes gemeinsames Konzert in Gelsenkirchen. Bei unserem Gegenbesuch zwei Jahre später war neben der musikalischen Erfahrung vor allem die sehr herzliche Gastfreundschaft beeindruckend. Ein wiederholtes Treffen wäre toll“, wünscht sich Martina Wronski, Chorleiterin des Madrigalchores.