Gelsenkirchen. . Die Familie des Künstlers Lovis Corinth fordert die Rückgabe des Gemäldes „Bacchanale“ aus dem Kunstmuseum Gelsenkirchen. Die Verhandlungen laufen.

Ein bitteres Thema, das zurzeit viele Museen in der Bundesrepublik betrifft, ist inzwischen auch im Kunstmuseum Gelsenkirchen angekommen: Es geht um Raubkunst.

Zum Bestand der Sammlung hier vor Ort gehört, und das offensichtlich unzweifelhaft, ein Stück Kunst, das seinen einstigen Besitzern durch die Nazi-Schergen entzogen worden war. Dabei handelt es mit Lovis Corinths Gemälde „Bacchanale“ gleich um eines der herausragendsten Exponate aus der Sammlung der Klassischen Moderne.

Erben erheben Anspruch

Die Verhandlungen zwischen dem Potsdamer Anwalt der Erben und der Kulturverwaltung der Stadt Gelsenkirchen laufen auf Hochtouren. Erst kürzlich gab der Kulturausschuss der Stadt grünes Licht, mit diesen Verhandlungen fortzufahren.

Die Stadt kaufte das Gemälde im Jahre 1957 zum Preis von 14.500 DM in einer Kölner Galerie. Die ursprünglichen Eigentümer des Bildes, eine jüdische Familie aus Berlin, musste in Folge der Nürnberger Rassegesetze ihren kompletten Haushalt zwangsversteigern. Und damit auch den Corinth. Nur die Mutter der Familie überlebte die Gaskammern von Auschwitz und vermachte ihr Erbe später einem Großneffen und einer Großnichte.

Hinterbliebene berufen sich auf die Washingtoner Erklärung

Die Hinterbliebenen erheben nun Anspruch auf das Gemälde und berufen sich auf die sogenannte Washingtoner Erklärung von 1998, die eine Rückübereignung von Raubkunst vorsieht.

Im auslaufenden Jahr 2014 und im nunmehr beginnenden neuen Jahr werden Erben und die Stadt Gelsenkirchen weiter gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Den Kulturverantwortlichen Gelsenkirchens liegt vor allem daran, dass bei Rückgabe des Bildes das imposante Gemälde auch zukünftig wenigstens ab und zu der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.