Gelsenkirchen. . Serpil Kilic bietet seit Jahren Sport- und Bewegungskurse für (ältere) Migrantinnen an. Jetzt hat sie eine neue Zielgruppe: Demenzkranke mit türkischen Wurzeln.

Serpil-Sehray Kilic hat schon vieles bewegt. Vor allem viele Migrantinnen. Seit 2007 ist die Fachfrau für Ernährung in Kindertagesstätten und Schulen unterwegs, spricht über gesunde Ernährung und die Bedeutung von Bewegung. Und begann dann ganz behutsam, mit Migrantinnen jenseits der 50 zu turnen. „Ich habe hier im Internationalen Migranten-Zentrum angefangen.“ Sie lächelt. „Ich habe die Vorhänge zugezogen und die Tür abgeschlossen.“ Die heute 50-Jährige kennt halt den sensiblen, kulturellen Hintergrund.

Serpil Kilic hat – im Wortsinn ausgezeichnete – Pionierarbeit geleistet, sich beim Landessportbund weitergebildet und inzwischen 38 Frauen zu Turnleiterinnen gemacht. „Als ich angefangen habe, habe ich 50 Frauen erreicht“, sagt sie. „Und heute gibt es fast 40 Frauen, die alle eine eigene Gruppe trainieren.“ Soweit zur Resonanz auf das Angebot, bei dem eine der ersten älteren Frauen sogar den Vorzug von Turnschuhen gegenüber Socken kennen lernte.

Sport und Bewegung für dementiell erkrankte Menschen

Jetzt legt Serpil Kilic noch ein ganz neues Angebot obendrauf: Sport und Bewegung für dementiell erkrankte Menschen mit türkischen Wurzeln – ihre Kollegin Elena Maevskaya übernimmt den Part für Menschen aus Rußland. Warum das Angebot speziell für Migranten, wo Demenz in allen Facetten keine Grenzen kennt? Wieder lächelt die temperamentvolle Frau. „Demenzkranke mit Migrationshintergrund vergessen auch die deutsche Sprache. Daher ist es ein Muss (Ausrufungszeichen), dass das Angebot in der Muttersprache stattfindet. Es gibt türkischstämmige Menschen, die haben Bücher in Deutsch geschrieben – und können alles vergessen“, erklärt sie. Hinzu komme der kulturelle und religiöse Aspekt.

Der Awo-Unterbezirk Gelsenkirchen/Bottrop steht mit diesem Angebot wieder einmal im Fokus. Im wohlverstandenen Sinne. Denn hier, an der Paulstraße 4, ist die einzige Servicestelle für Demenzkranke Migranten in ganz NRW. Von den 73 bewilligten und u.a. vom NRW-Gesundheitsministerium geförderten Projekten ist das der Awo in Gelsenkirchen das einzige, dass sich an Migranten richtet – und viel Sensibilität erfordert.

Info: Serpil Kilic, 0209 6048329, oder: www.demenz-service-migration.de