Gelsenkirchen. Der Probenmarathon für die Premiere läuft: Der Gelsenkirchener Weihnachtscircus gastiert vom 18. Dezember bis 6. Januar 2015 im Revierpark Nienhausen.

Der Trommelwirbel sitzt, der dreifache Salto noch nicht. Fänger und Luftakrobat verfehlen sich um Handbreite, der Artist stürzt ins Netz. Durchatmen, aufstehen, wieder rauf aufs Trapez, nächster Versuch. Die Musik setzt wieder ein, die kubanische Fliegertruppe „The Flying Molinas“ nimmt den Rhythmus auf, lächelt die Probenpanne weg, schwenkt Hüften und ansehnlich trainierte Oberkörper im Samba-Takt. Zumindest die Tanzeinlagen in 12 Meter Höhe laufen schon perfekt. Der Rest ist noch Übungssache. Wie das Gesamt-Programm für den Weihnachtscircus.

Montagabend gibt es überhaupt erst den ersten Gesamtdurchlauf. Von Feinarbeit ist Choreograph Dirk Kuik mittags noch weit entfernt. Da geht es erst einmal um die musikalische Abstimmung zwischen Circus-Kapelle und Artisten. Aus Polen, der Ukraine oder Holland und – für vier Nummern – aus Kuba und Kolumbien kommen sie dieses Jahr zum Circus Probst, bringen Jonglage, Pferdedressuren und eine Hundemeute, vor allem aber spektakuläre Luftnummern mit. 2009 haben die Probst erstmals kubanische Artisten nach Deutschland geholt. Die Qualität, vor allem aber die Manegenpräsenz überzeugten sie. „Die sind einfach klasse, nicht so steif wie die Ostblockartisten. Bei denen sieht doch manches nach Turnolympiade aus“, findet Brigitte Probst und schmunzelt über zwei der Flying Molinas, die noch einen ansehnlichen Lambada in die Sägespäne setzen. „Da brauchen die nicht mal Musik für“, nickt die Circus-Chefin anerkennend.

Die 54-Jährige reißt sich von dem Anblick los. Das Handy klingelt. Mal wieder. Tausend Dinge, die es noch zu klären, zu regeln, zu bezahlen gilt. Gerade ist die Gaslieferung gekommen, Kartenanfragen gilt es zu bedienen, die Post muss raus, Verwaltungskram ist zu erledigen. Manches ist Krisenmanagement: Die Kubaner haben erst kurz zuvor wichtige Teile ihrer Ausrüstung aus dem Zoll bekommen, das portugiesische Clowns-Trio ist noch gar nicht eingelaufen, die Werbung in der Region ist längst nicht überall zu sehen.

700 Großflächenplakate gilt es noch zu bestücken. Immerhin: der Weihnachtsmarkt im Vorzelt ist festlich ausstaffiert, Hunderte Lichterketten hängen, Dutzende Weihnachtsbäume stehen Spalier, der rote Teppich ist ausgerollt. Bis Donnerstag geht es unter Hochdruck weiter. Dann feiert der Gelsenkirchener Weihnachtscircus Premiere. Die 18. ist es mittlerweile im Revierpark. Und man glaubt Brigitte Probst im ganzen Stress dennoch sofort, wenn sie sagt: „Nach Gelsenkirchen kommen, ist für uns wie nach Hause kommen. Wir haben hier Wurzeln geschlagen.“

Verzicht auf spektakuläre Wildtiere

Mit Krefeld und Gelsenkirchen bespielt die Circusfamilie Probst wieder zwei Standorte über Weihnachten und Neujahr. Der 18. Gelsenkirchener Weihnachtscircus im Revierpark Nienhausen setzt dabei besonders auf internationale Artistik und Nummern mit Seltenheitswert. Die Zopfhang-Show des Duo Air Feeling zählt Circus-Direktor Reinhard Probst dazu. Hundedressur, Araberpferde-Parade oder der Exotenzug mit Steppenrindern, Yaks, Dromedaren und Zebra decken diesmal den tierischen Showteil ab. Der Verzicht auf spektakuläre Wildtiere ist nicht das Resultat zunehmender Tierschützerproteste, die auch die Probsts – trotz belegt guter Tierhaltung – wiederholt trafen. „Aber solche Nummern müssen einfach ins Programm passen. Und das war dieses Jahr nicht der Fall“, sagt Brigitte Probst.

Der von der WAZ präsentierte Weihnachtscircus gastiert vom 18. Dezember bis 6. Januar 2015 an der Feldmarkstraße. Vorstellungen: täglich 15 und 19.30 Uhr, Heiligabend nur 14 Uhr, am 6. Januar nur 15 Uhr. Reservierungen: T. 0209 177 99 90. Vorverkauf auch in den WAZ-Leserläden.