Gelsenkirchen. Da Angebot wird ausgeweitet und Haus Eintracht an der Grillostraße soll sich zu einem Familien- und Nachbarschaftshaus entwickeln.

Abdul und Miguel sind Anfänger, aber sie geben an der Tischtennisplatte alles; den Tresen organisieren Adrijan und Saijem, die beiden 13-jährigen Jugendsprecher. In einer ruhigen Sitzecke trainiert ein Vater mit seinem Sohn das kleine Einmaleins, und hinten, am beliebten Billard-Tisch, wächst mal wieder die Warteschlange ... Volles Programm im Haus Eintracht.

Im Kinder- und Jugendtreff der Amigonianer an der Grillostraße treffen Kulturen aufeinander. Täglich sind 40 bis 50 Kinder hier. Manchmal kommen Eltern mit, wenn sie Hilfe brauchen. Tendenz steigend. Etwa die Hälfte der jungen Besucher stammt aus Rumänien. Sprache? Nun, Sandra Altmann (30) kommt klar. Die Diplom-Sozialpädagogin und -arbeiterin verständigt sich bei Bedarf auf Englisch. „Manche Kinder sprechen Spanisch“, sagt sie. Auch damit hat sie kein Problem.

Kige unterstützt Sprachkurse für rumänische Kinder

Aber sprachlich wird es bergauf gehen. Mit Mitteln vom Kommunalen Integrationszentrum GE (Kige) werden Sprachkurse für rumänische Kinder angeboten. „Unser Treffpunkt wird immer internationaler.“ Die 30-Jährige ist in ihrem Element – das sie ab Januar kommenden Jahres bei den Amigonianern weiter entfalten kann. Noch hat sie zwei halbe Stellen – im Haus Eintracht und beim Sozialdienst Schule der Caritas. Ab 2015 tritt sie einen Fulltime-Job im Haus Eintracht an, das sich durch das Projekt „Möglichkeiten entfalten“ zum Familien- und Nachbarschaftshaus entwickeln soll.

Ausweitung der halben Stelle wirkt sich auf das Angebot aus

Die volle Stelle von Sandra Altmann wird Auswirkungen aufs Angebot der Einrichtung haben. Geplant sind etwa in Kooperation mit der Hauptschule Grillostraße Ausbildungspatenschaften. „Wir möchten die Öffnung in den Stadtteil voran treiben“, sagen Altmann und Bruder Anno. Auch für Menschen jenseits der Jugend. Schon jetzt werden Deutschkurse für Erwachsene im Vormittagsbereich angeboten. Oder Turnen in Zusammenarbeit mit Gelsensport. Ein gelernter Schneider aus dem Irak ist einmal wöchentlich für seinen Nähkurs vor Ort. Ehrenamtlich.

Familien an die Hand nehmen

Auch wenn die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche sinken, „wir wollen unseren Auftrag erfüllen“, sagt Bruder Anno. Seine Erfahrung: Familien, die nicht auf der gesellschaftlichen Sonnenseite stehen, müsse man an die Hand nehmen, „sonst fallen sie durchs soziale Netz“. Offene Jugendarbeit sei die beste Prävention gegen Kriminalität, habe ein Jugendrichter mal gesagt. Und der Anspruch der Stadt, „kein Kind zurücklassen“, sei genau das Thema der Amigonianer. Aber, gibt Bruder Anno zu bedenken: „Wenn man das ernst nimmt mit ,kein Kind zurücklassen’, muss man auch Geld in die Hand nehmen.“

(Sach)Spenden sind hier willkommen

Kinder aus zugewanderten oder von Armut betroffenen Familien sind auf angemessene Angebote in ihrem Sozialraum angewiesen, sagen die Amigonianer. Diese sollen ausgebaut werden. Wer helfen möchte: Aktuell herrscht Bedarf an warmer Kinderkleidung. Gern nehmen die Amigonianer auch Spielsachen oder aber Geldspenden für die Arbeit an. Info: 15 557 213.