Gelsenkirchen. . Das Jugendkunstprojekt „Pottfiction“ setzt neue Impulse im Gelsenkirchener Tossehof. Durch Kunst und Theater beschäftigen sich junge Menschen aus einem anderen Blickwinkel mit ihrer Lebenswelt. Neben der Tauschwirtschaft gibt es auch dampfende Gemüsesuppe.
„Tauschen nicht umsonst, kostet ab jetzt Überwindung“, „Fairverbraucherzentrale empört“ – Schlagzeilen wie diese zieren die Betonfassaden. Dampfend heiße Gemüsesuppe wird in Plastikschüsseln serviert, in einem Ladenlokal werden Handmassagen angeboten. Dahinter steckt Pottfiction – das Jugendkunstprojekt wird seit 2009 von sechs Kinder- und Jugendtheatern im Ruhrgebiet und den Urbanen Künsten Ruhr getragen.
Durch Theater und Kunst setzen junge Menschen sich mit ihrer Lebenswelt auseinander. Am Samstag brachte das Consol Theater rund 50 „Pottfictionisten“ zu einem Workshoptag in den Tossehof in Bulmke, Thema: „Sharing Economy“, eine Wirtschaft, die auf dem Tauschen beruht. Georg Kentrup vom Consol Theater erklärt: „Die Leitung der Workshops übernehmen Künstler aus der Region.“ Die Gruppen arbeiten dabei nie isoliert, sondern im stetigen Austausch mit dem öffentlichen Raum. Carina Langanki (24) ist in der Street-Art-Gruppe, die am Abend Wortspiele wie „zwei Schweine für einen Fernseher“ an die Wände projiziert. „Wir haben uns mit den Anwohnern über unser Konsumverhalten ausgetauscht, wie sie sich eine Tauschwirtschaft vorstellen“, erzählt sie, „eine Frau sagte, für einen Fernseher würde sie zwei Schweine eintauschen.“ Neu dabei ist Yasho Saban (20): „Ich bin im Konsumladen – wir verteilen Umarmungen und Weltverbesserungskärtchen“, auch Handmassagen oder Vorlesestunden können dort kostenlos „erworben“ werden.
Suppe erfreut sich großer Beliebtheit
Kostenlos ist auch die Gemüsesuppe, die die Gruppe von Theaterpädagogin Anna-Sophia Zimniak (28) aus Hamm zubereitet. Gemüse, Gewürze, sogar Schneidbretter und Sitzkissen, werden von Anwohnern gespendet, Kinder schnibbeln begeistert mit und die Suppe erfreut sich auch beim Nikolausmarkt im Tossehof großer Beliebtheit: „Ein Standbesitzer hat sich ungefähr 15 mal bedankt“, schmunzelt einer der Suppenköche, „wie Glühwein, nur gesünder sei das.“