Gelsenkirchen. Um die politische Zukunft Gelsenkirchens muss man sich keine Sorgen machen. Die ist gesichert. Vorausgesetzt, die jungen Leute aus den Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und Linke bleiben am Ball ...

Freitag jedenfalls, in der fiktiven Ratssitzung mit echtem Oberbürgermeister, haben sich Jugendliche und junge Erwachsene aus der Gesamtschule Buer-Mitte, dem Erich-Kästner-Haus und dem Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe demokratisch-diskussionsfreudig gegeben.

Und sie haben durchweg aktuelle Themen auf die Agenda gesetzt. Es war das Finale beim zweiten Planspiel Kommunalpolitik in GE, das in Zusammenarbeit mit der Ebertstiftung durchgeführt wurde.

Per Losverfahren in die Fraktionen

Kurz vor Beginn der Sitzung im Ratssaal schilderte Felix Nowak seine Eindrücke. Der 19-Jährige Abituranwärter der Gesamtschule Buer, ohnehin kommunalpolitisch interessiert und geübter Jungwähler, fand besonders die Sitzung des echten Rates vergangene Woche spannend. „Das könnte man sich durchaus öfter antun.“ Über eine Parteiheimat hat er noch nicht nachgedacht. Per Losverfahren landete er gestern in der Linke-Fraktion. Die 23 Teilnehmer zwischen 15 und 21 Jahren waren allesamt zufällig an ihre Parteifarbe gekommen. Das Mehrheitsverhältnis im jungen Rat? Völlig Gelsenkirchen untypisch; die SPD wäre zum Dauerkuschelkurs verdammt.

Aber sie wurden ernst genommen, die jungen Planspieler: Zu jedem Tagesordnungspunkt saß wie sonst auch ein Berichterstatter aus der Verwaltung bereit; die echten Ratsfraktionen hatten Beobachter entsandt und OB Frank Baranowski führte wie gewohnt durch die Sitzung. Abgesehen vielleicht von einigem Erklärungsbedarf in Sachen Stadtfinanzen. So hatte etwa die CDU-Fraktion das Thema „öffentliche Toiletten“ auf die Tagesordnung gebracht. Der hygienische Zustand sei nicht hinnehmbar, statt WC-Neubau sollten die vorhandenen Örtchen renoviert werden. Kosten? Unbekannt. Baranowski empfahl einen Prüfauftrag an die Verwaltung. 14 Hände flogen zustimmend in die Luft – Vorschlag angenommen.

Legale Graffiti-Flächen und mehr Tempo 30

Legale Graffiti-Flächen statt illegaler Kunstauslebung (SPD), mehr Tempo 30-Zonen in der Stadt (Grüne), Eindämmung der BP-Schwefelgerüche (Grüne), eine Verbesserung der Grünpflege im Verkehrsbereich (Linke): Die Themenpallette hatte etwas sehr Reales. Die längste Debatte zog der Linke-Antrag nach sich – und einen Vortrag von Gelsendienste-Chef Uwe Unterseher-Herold. Jeden der 75 000 Bäume in GE sehe man sich spätestens alle 18 Monate an. 9000 Platanen häufiger, „von vorne, von der Seite, von unten“.

Ein Planspiel mit realen Zügen, Wiederholung sicher erwünscht.