Gelsenkirchen. . Nach Bundesliga-Spielen des FC Schalke 04 erleichtern sich immer mehr Fans auf dem Stadiongelände oder innerhalb der Arena statt auf die vorhandenen Toiletten zu gehen. Viele Fans beschweren sich darüber. Der Verein verhängte wohl in der letzten Saison 50 Ordnungsgelder von jeweils 25 Euro.

Die Bratwurst und das Bierchen gehören zum Stadionbesuch wie Trikot und Fanschal. Weil sich aber Tausende zugleich erleichtern müssen, bilden sich rund um die Toiletten der Schalker Veltins-Arena meterlange Schlangen. Die Folge: Ganze Horden schlagen sich – in der Regel vor und nach dem Spiel sowie in der Pause in die Büsche, belagern Zäune und Mauern.

So weit, so üblich. „Das Ausmaß ist schlimmer geworden“, berichtet jetzt aber Gregor Mai. Er selbst gehe oft mit seiner zehnjährigen Tochter zum Fußball, hat eine Dauerkarte. „In Reih und Glied verpacken viele Stadionbesucher erst nach dem Umdrehen ihr bestes Stück“, erzählt er. „Eine Zumutung für Kinder ist das, die auf zig entblößte Geschlechtsteile blicken. Das verstört sie doch.“

Früher selbst Ordner auf Schalke

Eine andere Dimension bekommt die Beschreibung, wenn man berücksichtigt, dass Gregor Mai seit 2001 dreizehn Jahre lang nebenberuflich zu den Ordnern, zum Sicherheitsdienst des Fußballtempels gehört hat. Er klagt zudem: „Das wird bewusst geduldet, es gibt zu wenig Ordner und zu wenig Toiletten.“ Die Ordner seien deshalb nicht Herr der Lage. „Mehrfach sind uns von aufgebrachten Fans Schläge angedroht worden, wenn wir sie ermahnten, das Wildpinkeln zu unterlassen“, so Mai weiter. Daraufhin sei man angewiesen worden, sich besser zurückzuhalten. Der Verein wolle seine Fans nicht vergraulen. Und eine Eskalation verhindern.

Der FC Schalke 04 gibt sich auf Anfrage bedeckt, weder macht er eine Aussage zu Übergriffen, noch gibt er Zahlen preis, wie viele Vergehen zuletzt mit einem Strafgeld belegt wurden. Und auch Sicherheitschef, Volker Fürderer, kommt nicht zu Wort. An seiner statt erklärt Unternehmenssprecherin Dr. Anja Kleine-Wilde: „In der Stadionordnung des FC Schalke 04 ist festgelegt, dass Besuchern der Veltins-Arena, wenn sie auf dem Stadiongelände oder innerhalb der Arena außerhalb der dort vorgesehenen Toilettenanlagen urinieren, eine Vertragsstrafe in Höhe von 25 Euro auferlegt wird, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt.“ Der Verein kontrolliere das stichprobenartig, „aufgrund des zur neuen Saison erfolgten Dienstleisterwechsels haben wir uns bislang eher auf die sicherheitsrelevanten Themen konzentriert“, so Kleine-Wilde. Und gemäß der Versammlungsstättenverordnung stünden in und rund um die Arena ausreichend Toiletten zur Verfügung.

Im Juli dieses Jahres hatte Fürderer, Schalkes Direktor für Fanbelange, erläutert, dass das ein sehr sensibles Thema sei. „Wir müssen da viel Fingerspitzengefühl zeigen, wenn sich einige an der Arena in die Büsche schlagen. In erster Linie geht es für uns ums Verhindern von Ausschreitungen.“